Als Stadt des Westfälischen Friedensschlusses von 1648 fühlt sich die Stadt Osnabrück in einer besonderen Weise verpflichtet, sich friedenskulturell zu engagieren. Träger der Osnabrücker Friedenskultur (http://www.osnabrueck.de/Friedenskultur) ist nicht nur die Kommune. In enger Kooperation mit zahlreichen bürgerschaftlichen Initiativen und friedenskulturell oder –politisch ausgerichteten Institutionen gestaltet die bundesweit einmalige Einrichtung eines städtischen Büros für Friedenskultur das Profil der Friedensstadt Osnabrück. Das Büro und die Kooperationspartner werden in vier Handlungsfeldern aktiv, die insbesondere die kulturelle Dimension und die Dimensionen Gerechtigkeit und Partizipation einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung abdecken:
Handlungsfeld Friedenskultur: Zur friedlichen Entwicklung einer Gesellschaft beizutragen bedeutet, sie für soziale, ökologische oder ökonomische Missstände oder Fehlentwicklungen zu sensibilisieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen. So schaffen beispielsweise die prominent besetzten, bundesweit beachteten Osnabrücker Friedensgespräche eine Öffentlichkeit zu aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen oder internationalen Konflikten. Mit dem Erich Maria Remarque-Friedenspreis wird ein herausragendes friedenspolitisch relevantes publizistisches Engagement gewürdigt und im Rahmen eines Kinderfriedensfestes, dem jährlichen Steckenpferdreiten aller Osnabrücker Viertklässler anlässlich des Jahrestages des Westfälischen Friedensschlusses, werden Kinder mit Fragen von Krieg und Frieden, Kinderrechten oder weltweiten Ungerechtigkeiten sensibilisiert.
Handlungsfeld Interkultur: Was in den sechziger Jahren in Osnabrück mit den ersten so genannte „Gastarbeitern“ begann, ist heute eine von über 50 Jahren Einwanderung geprägte Kommune, in der Menschen aus über 140 Nationen beheimatet sind. Hier geht es nicht nur um Toleranz und Verständigung, sondern darum „Diversität“ anzunehmen und ihre Potentiale zu nutzen. Im Rahmen der durch das Büro für Friedenskultur koordinierten biennal stattfindenden Osnabrücker „Wochen der Kulturen“ wird dieser Vielfältigkeit in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten ein Forum geboten. In einem umfassenden Beteiligungsprozess gestalten ca. 100 Einrichtungen und Initiativen, überwiegend die Migrantenselbstorganisationen, ein Programm, in dem gefeiert, diskutiert und informiert wird und das im Sinne von „Empowerment“ eine selbstbewusste kulturelle Teilhabe ermöglicht. Langfristiges Ziel ist dabei, Veranstaltungsformate wie spezielle „Wochen der Kulturen“ zunehmend überflüssig zu machen. Kulturelle „Diversität“ muss integraler Bestandteil des kulturellen Angebotes in einer pluralistischen Kommune sein.
Handlungsfeld Internationaler Dialog: Während die interkulturelle Arbeit auf die Stadtgesellschaft gerichtet ist, trägt die Kulturarbeit zu verschiedenen Länderschwerpunkte, die wiederum mit lokalen, aber auch internationalen Partnern gestaltet wird, zur internationalen Verständigung bei. Im Fokus standen bereits die Türkei, Japan und auch Russland. Zudem richtet das Büro für Friedenskultur seit 1997 gemeinsam mit Einrichtungen und Initiativen der Entwicklungszusammenarbeit und Kultur biennal ein Afrika-Festival aus. Unter verschiedenen thematischen Schwerpunkten wird ein Blick auf die politischen, gesellschaftlichen und umweltrelevanten Entwicklungen sowie die zeitgenössische Kultur der unterschiedlichen Regionen des Kontinents geworfen. Zahlreiche Angebote in Schulen bieten Kindern und Jugendlichen durch projektbezogenes Lernen mit künstlerischen und gestalterischen Methoden einen Einblick in afrikanische Lebenswirklichkeiten und fördern ihre interkulturellen Kompetenzen.
Handlungsfeld Erinnerungskultur: Für die Friedensstadt Osnabrück sind die Auseinandersetzung mit und die Erinnerung an die Geschichte des Nationalsozialismus wichtige Profil bildende Bausteine. Im Sinne einer Friedenskulturarbeit sind sie immer auch mit der Zielsetzung verbunden, heutige Generationen zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart zu befähigen und das Engagement für die Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft und für die Bewahrung von universellen Werten wie Menschenwürde und Grundrechten zu stärken. Neben der Stadt Osnabrück ist Träger dieser Arbeit ein breites Spektrum bürgerschaftlicher Initiativen und Einrichtungen. Partizipationsprojekte, wie das „Projekt Stolpersteine“ oder die Gestaltung des Gedenktages 9. November durch Osnabrücker Schulen, fördern durch die aktive Einbindung eine nachhaltige Identifikation mit dem Thema oder mit der Intention des jeweiligen Projekts. Zielsetzung ist, im Rahmen der Gestaltung einer Erinnerungskultur die auch zukünftige Generationen anspricht, auch die Migrantinnen und Migranten und ihre Organisationen einzubeziehen und neue Formen einer Kultur der Erinnerung zuzulassen.