COPERNICUS Hochschul-Charta für eine nachhaltige Entwicklung

Präambel

Die Ausbeutung der Biosphäre durch die Menschheit bedroht inzwischen ihre Existenz und ihr empfindliches Gleichgewicht. Während der letzten Jahrzehnte ist der Druck auf die globale Umwelt offensichtlich geworden. Dies führte zu dem allgemeinen Ruf nach einer nachhaltigen Entwicklung. Laut des Brundtland-Berichtes „Our Common Future“ (Bericht der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung, 1987) müssen wir lernen, den Bedürfnissen heutiger Generationen Rechnung zu tragen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können, zu gefährden. Am Bewusstsein mangelt es nicht. Was aber benötigt wird, ist eine umfassende Strategie für den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft, die für alle Menschen gerecht ist, wie bei der Rio-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 hervorgehoben wurde. Bedingung hierfür sind ein anderes Denkmuster und eine neue Werteorientierung.

Bildung ist entscheidend für die Förderung solcher Werte und für die Verbesserung der Fähigkeit der Menschen, Umwelt- und Entwicklungsfragen anzugehen. Bildung auf allen Ebenen, insbesondere die Hochschulbildung für zukünftige Entscheidungsträger und Lehrer, sollte an einer nachhaltigen Entwicklung orientiert sein und umweltbewusste Einstellungen, Fähigkeiten und Verhaltensstrukturen sowie ein Gefühl für ethische Verantwortung fördern. Bildung muss Umweltbildung im umfassendsten Sinne des Wortes werden.

Die Rolle der Hochschulen

Hochschulen und vergleichbare Ausbildungsstätten bilden die zukünftigen Generationen von Bürgern aus und verfügen über Wissen in allen Forschungsgebieten, sowohl in Technologie als auch in den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Folglich ist es ihre Aufgabe, ein besseres Verständnis für die Umwelt zu schaffen und die Ausübung der Umweltethik in der Gesellschaft zu fördern; dies sollte entsprechend den Prinzipien, die in der Magna Charta of European Universities und den nachfolgenden Hochschulerklärungen dargelegt sind, und in Anlehnung an den UNCED-Empfehlungen für eine umwelt- und entwicklungsorientierte Bildung geschehen.

Hochschulen werden in der Tat immer häufiger aufgerufen, eine führende Rolle bei der Entwicklung einer fächerübergreifenden und ethisch-orientierten Weise von Bildung zu übernehmen, um Lösungen für die mit der nachhaltigen Entwicklung verbundenen Probleme zu finden. Angesichts der Konsequenzen der Umweltzerstörung, einschließlich deren Auswirkungen auf die globale Entwicklung, sowie der Bedingungen für eine nachhaltige und gerechte Welt muss die Information, die Bildung und die Mobilisierung aller relevanten Teile der Gesellschaft als fortdauernder Prozess angelegt sein.

Um diese Ziele zu erreichen und deren Grundideen zu erfüllen, werden die Hochschulen eindringlich aufgefordert, jede nur mögliche Anstrengung zu übernehmen, um sich den folgenden zehn Handlungsprinzipien anzuschließen und sie umzusetzen

Handlungsprinzipien der COPERNICUS-Charta

1. Selbstverpflichtung der Hochschulen

Die Hochschulen sollen eine konkrete Selbstverpflichtung für die Grundsätze und Realisierung von Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung in Lehre und Forschung eingehen.

2. Umweltethik

Die Hochschulen sollen bei ihren Lehrenden, Studierenden und in der Öffentlichkeit nachhaltiges Konsumverhalten und einen ökologischen Lebensstil fördern, indem Programme angeregt werden, mit denen die Fähigkeiten der Wissenschaftler ausgebaut werden können, Umweltverständnis zu vermitteln.

3. Weiterbildung der Hochschulbeschäftigten

Die Hochschulen sollen Ausbildung, Weiterbildung und Engagement ihrer Beschäftigten im Hinblick auf Umweltaspekte fördern, damit sie ihre Arbeit in Verantwortung für die Umwelt ausüben können.

4. Programme zur Umweltbildung

Die Hochschulen sollen Umweltaspekte in sämtliche Bereiche integrieren und Umweltbildungsprogramme sowohl für Dozenten und Forscher als auch für Studierende aufstellen. Unabhängig von ihrem Arbeitsbereich sollen sie sich alle an der globalen Herausforderung von Umwelt und Entwicklung orientieren.

5. Interdisziplinarität

Die Hochschulen sollen interdisziplinäre und fächerübergreifende Ausbildungs- und Forschungsprogramme, bezogen auf nachhaltige Entwicklung, als Teil ihres originären Auftrags fördern. Sie sollen versuchen, das Konkurrenzdenken zwischen den Disziplinen und Fachgebieten zu überwinden.

6. Vermittlung von Wissen

Die Hochschulen sollen Anstrengungen fördern, um die Lücken in der für Studierende, Akademiker, Entscheidungsträger und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden Literatur zu schließen, indem sie informative Unterrichtsmaterialien erarbeiten, öffentliche Vorträge organisieren und Weiterbildungsprogramme anbieten. Sie sollten auch vorbereitet werden, um sich an Umwelt-Audits zu beteiligen.

7. Netzwerkbildung

Die Hochschulen sollen interdisziplinäre Netzwerke von Umweltexperten auf lokaler, nationaler, regionaler und internationaler Ebene mit dem Ziel bilden, in gemeinsamen Umweltprojekten in Forschung und Lehre zusammenzuarbeiten. Dazu soll die Mobilität von Studierenden und Lehrenden gefördert werden.

8. Partnerschaften

Die Hochschulen sollen die Initiative ergreifen, Partnerschaften mit anderen betroffenen Bereichen der Gesellschaft einzugehen, um koordinierte Herangehensweisen, Strategien und Handlungspläne zu entwerfen und umzusetzen

9. Weiterbildung

Die Hochschulen sollen entsprechende Umwelt-Weiterbildungsprogramme für verschiedene Zielgruppen entwickeln, z.B. für die Wirtschaft, Behörden, Nicht-Regierungsorganisationen und Medien.

10. Technologietransfer

Die Hochschulen sollen zu Weiterbildungsprogrammen beitragen, die bildungsfreundliche, innovative Techniken und fortschrittliche Managementmethoden weitergeben. Unterzeichnung der Charta

Das COPERNICUS-Sekretariat fordert die Hochschulrektoren auf, im Namen ihrer Institutionen die Charta zu unterzeichnen. Ihre Unterschrift stellt eine Verpflichtung der Hochschule dar, ihre Lehrenden und Studierenden bei der Annahme und Ausführung der in der Charta enthaltenen Prinzipien für Nachhaltigkeit zu unterstützen. Die oben aufgeführten Handlungsprinzipien sind allgemeiner Natur und stellen lediglich einen Handlungsrahmen dar. Es bleibt somit jeder einzelnen Institution und deren Studierenden und Lehrenden überlassen, diese Handlungsprinzipien entsprechend den lokalen Gegebenheiten umzusetzen. Die Prinzipien, die als spezifische Richtlinien formuliert sind, sollen ein wichtiges Element in der Aufgabenstellung der entsprechenden Hochschule sein.


THE CRE-COPERNICUS UNIVERSITY CHARTA

Preamble

Human ́s exploitation of the biosphere is now threatening its very existence and delicate balance. Over the last few decades, the pressures on the global environment have become self-evident, leading to a common outcry for sustainable development. In the words of the Brundtland report, we must learn to care for the needs of the present without compromising the ability of future generations everywhere to meet their own needs. The awareness is there. What is required is a comprehensive strategy for building a sustainable future which is equitable for all human beings, as highlighted by Rio Conference (UNCED) in 1992. This requires a new frame of mind and new sets of values. Education is critical for promoting such values and improving people’s capacity to address environment and development issues. Education at all levels, especially university education for the training of decision-makers and teachers, should be oriented towards sustainable development and foster environmentally aware attitudes, skills and behaviour patterns, as well as a sense of ethical responsibility. Education must become environmental education in the fullest sense of the term.

The role of universities

Universities and equivalent institutions of higher education train the coming generations of citizens and have expertise in all fields of research, both in technology as well as in the natural, human and social sciences. It is consequently their duty to propagate environmental literacy and to promote the practice e of environmental ethics in society, in accordance with the principles wet out in the Magna Charta of European Universities an d subsequent university declarations, and along the lines of the UNCED recommendations for environment and development education.

Indeed, universities are increasingly called upon to play a leading role in developing a multidisciplinary and ethically-oriented form of education in order to devise solutions for the problems linked to sustainable development. They must therefore commit themselves to an ongoing process of informing, educating and mobilizing all the relevant parts of society concerning the consequences of ecological degradation, sustainable and just world. To achieve these aims and fulfil their basic mission, universities are ur ged to make every effort to subscribe to and implement the ten principles set out below.

Principles of action

1. Institutional commitment:

Universities shall demonstrate real commitment to the principle and practice of environmental protection and sustainable development within the academic milieu.

2. Environmental ethics:

Universities shall promote among teaching staff, students and the public at large sustainable consumption patterns and an ecological lifestyle, while fostering programmes to develop the capacities of the academic staff to teach environmental literacy.

3. Education of university employees:

Universities shall provide education, training and encouragement to their employees on environmental issues, so that they can pursue their work in an environmentally responsible manner.

4. Programmes in environmental education:

Universities shall incorporate an environmental perspective in all their work and set up environmen tal education programmes involving both teachers and researchers as well as students – all of whom should be exposed to the global challenges of environment and development, irrespective of their field of study.

5. Interdisciplinarity:

Universities shall encourage interdisciplinary and collaborative education and research programmes related to sustainable development as past of the institution’s central mission. Universities shall also seek to overcome competitive instincts between disciplines and departments.

6. Dissemination of knowledge:

Universities shall support efforts to fill in the gaps in the present literature available for students, professionals, decision-makers and the general public by preparing information didactic material, organizing public lectures, and establishing training programmes. They should also be prepared to participate in environmental audits.

7. Networking:

Universities shall promote interdisciplinary networks of environmental experts at the local, national, regional and international levels, with the aim of collaborating on common environmental projects in both research and education. For this, the mobility of students and scholars should be encouraged.

8. Partnerships:

Universities shall take the initiative in forging partnerships with other concerned sectors of society, in order to design and implement coordinated approaches, strategies and action plans.

9. Continuing education programmes:

Universities shall devise environmental educational programmes on these issues for different target groups: e.g. business, governmental agencies, non-governmental organizations, the media.

10. Technology transfer:

Universities shall contribute to educational programmes designed to transfer educationally sound and innovative technologies and advanced management methods.

This document is a follow-up to a number of university initiatives concerned with environmental awareness and responsibility, recent example of which include:

The Magna Charta of European Universities, Bologna, September 1988

University Presidents for a Sustainable Future, The Talloires Declaration, October 1990

Urgent Appeal from the CRE, the association of European universities, Presented to the Preparatory Committee for the United Nations Conference on Environment and Development (UNCED) Geneva, August 1991

Creating a Common Future: An Action Plan for Universities Halifax, December 1991

Endorsing the Charta

The COPERNICUS Secretariat invites university rectors to endorse the Charta on behalf of their institutions. Their signature will constitute a commitment to secure the support of their university, teachers and students alike, in adopting and implementing environmental guidelines which are consistent with the Charta. The principles of action listed above are general and open- ended. It is left to each individual institution and its students and staff to give them substance compatible with local circumstances. Expressed in terms of specific guidelines, they should form a key element in the mission statement of the university concerned.

CRE

The Association of European Universities has over 520 universities or equivalent institutions of higher education in 41 countries. It provides a for um for discussion on academic policy, contributes to the institutional development of universities, and reflects on their role within European society. As a non-governmental organization, it represents the universities ́ point of view in governmental and non-governmental circles c oncerned with higher education in Europe. CRE organizes bi-annual conferences, training seminars for new university heads, and other meetings on issues of interest to its members. It also runs a number of interuniversity cooperation programmes. pdf

Seite zuletzt geändert am 04.09.2013 01:15 Uhr