Bildung für nachhaltige Entwicklung: interkulturelle Erfahrungen, Herausgegeben von Gerhard Becker, Nina Dagbaeva; Übersetzung von Dr. Elvira Narkhinova, Dr. Vera Sambueva, Fr. Sayana Ayusheeva. – Ulan-Ude: Verlag der Burjatischen Staatlichen Universität, 2009. - 2009; Osnabrück: NUSO-Verlag, 2009. – 262 S. ISBN 978-3-932378-05-8 Preis in Deutschland: 19,80 € Bestellung über email: nuso@uos.de Ein Teil der Bücher hat Transportschäden (Kratzer auf Rückseite) und wird deshalb für 14,80 € verkauft! Rezension s.u. |
In diesem Buch werden theoretische und praktische Aspekte einer interkulturellen Umweltbildung / Bildung für nachhaltige Entwicklung von Jugendlichen in der modernen sich globalisierenden Welt beleuchtet: Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen internationaler Zusammenarbeit von russischen und deutschen Schülern, aber auch der Organisatoren, Pädagogen und Wissenschaftler im den Bereichen Natur, Umwelt und Kultur der zwei Regionen Republik Burjatien (südöstlicher Teil Russlands) und Niedersachsen (nordwestlicher Teil Deutschlands). Das Buch richtet sich primär an Fachleute im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung: Wissenschaftler, Lehrer allgemeinbildender Schulen, Experten des Jugendaustauschs und Studenten und sowie an Schüler, Eltern und alle Leser, die sich für interkulturellen Jugendaustausch interessieren
Das Buch enthält alle Texte in Deutscher und russischer Sprache||
Nina Dagbaeva: Theoretische Einführung zum Stand der Umweltbildung / BNE im Hinblick auf die interkulturelle Dimension
Gerhard Becker: Theoretische Kontexte interkultureller BNE in Deutschland
Anzhelika Kushnareva: Umwelt- und interkulturelle Projekte als Beitrag zur BNE
Gerhard Becker, Nina Dagbaeva: Mit einer Internetrecherche fing es an. Geschichte der Kooperation und Entwicklung von Methoden interkultureller Umweltbildung
Gerhard Becker, Tatyana Fedorova: Virtuelle Brücke www.baikal-Osnabrueck.net
Anke Fedrowitz, Nina Schulte: Wir sind leuchtende Sterne. Erstes Interkulturelles Training in der Realschule Bramsche
Vera Sambueva: Internationale Sommerschule als Möglichkeit des Erwerbs interkultureller Kompetenz
Elena Panteeva: „Wir haben uns gut verständigt“ Ergebnisse der Umfrage unter burjatischen Schülern
Innokenty Aktamov: Internationale Ökosommerschule - Erfahrungen der Zusammenarbeit (Ergebnisse der Lehrerumfrage)
Wiltrud Betzler-Schellin: Die Reise an den Baikalsee. Interkulturelle Jugendarbeit – ein Austausch zwischen Burjatien und Deutschland mit dem Schwerpunkt Umweltbildung
Wiltrud Betzler-Schellin: Jugendliche am Baikalsee. Evaluation eines interkulturellen Umweltbildungsprojektes zwischen Burjatien und Deutschland
Sayana Аyusheeva: Besuch in der Gilbiraschule
Innokenty Aktamov: Das Kizhinga Lyzeum empfängt nochmals deutsche Gäste
Olga Kalashnikova: Reizvolle Natur und gutherzige Menschen im Selenga-Tal (Gusinoozersky Gymnasium)
Anna Korytova: Tarbagataj – Zentrum der altgläubigen Kultur (Tarbagataj Schule)
Elvira Narchinova: Bei alten Freunden in Onochoy
Anzhelika Kushnareva: Der Gleichklang von Natur und Musik (Musikalisch-humanitäres Lyzeum)
Galina Stepanova: Abschiednehmen mit Tränen und Hoffnung
Interna Erdyneeva: Was heute aktuell ist, wird auch morgen aktuell sein
Gisbert Döpke: Evaluation der Fahrt nach Burjatien aus der Schul- und Lehrerperspektive des Gymnasiums „In der Wüste“
Josef Gebbe: Umweltbildung am Baikal – In der Natur für die Zukunft lernen
Nina Larkina, Dasha Zyrenova: Offene Gespräche
Marina Ryčkova: Ein sonniger Junge
Heike Terhalle, Günter Terhalle: Von Exotik, Kochkünsten und Feiern
Sarjuna Nimaeva, Aida Dubshanova, Arjuna Gunzynova, Vladimir Vasilyev: Erster Besuch in Deutschland
Alexandr Dandarov, Ariadna Verkhoturova: Wir kommen wieder
Tatjana Afanasjeva: Träume sind keine Schäume
Johanna Krull, Diana Schmücker, Lea Klöppel, Rebecca Viere: Eine Reise ins Unbekannte
Darja Lubinez: Reflexion der Reise nach Burjatien: Zwischen zwei Fronten
Cornelius Lindemann: Om Mani padme hum – Buddhismus in Russland?!
Literatur
Zu den Autoren
VORWORT
Umwelt, Nachhaltigkeit, Kultur, Bildung. Diese vier Begriffe haben keine nationa-len und territorialen Grenzen. Deshalb hat sich seit 2002 eine immer intensiver wer-dende Kooperation zwischen Pädagogen, Wissenschaftlern und auch Schülern aus zwei weit entfernt voneinander liegenden Regionen entwickelt: zwischen der Republik Bur-jatien (Ost-Russland) und der Region Osnabrück im Bundesland Niedersachsen (Nordwest-Deutschland). Träger dieser Kooperation sind das „Baikal Informations-zentrum GRAN“ in Ulan-Ude und der „Verein für Ökologie und Umweltbildung Os-nabrück“ sowie der „Arbeitskreis Umweltbildung der Lokalen Agenda 21 Osnabrück“. Bei dieser internationalen Zusammenarbeit haben wir uns mit den Problemen des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung beschäftigt und uns gleichzeitig mit der kulturellen Vielfalt beider Regionen vertraut gemacht. Dabei haben wir viele Erfahrungen in diesen Bereichen und in beiden Regionen gewonnen. Pädagogisches Ziel der russisch-deutschen Zusammenarbeit ist einerseits die Erziehung zur Toleranz gegenüber einer fremden Kultur, andererseits die Entwicklung von Kom-petenzen, die in den multikulturellen Gesellschaften Europas und Asiens immer not-wendiger werden. Jugendliche stoßen heutzutage überall auf Multikulturalität, auch in ihrer eigenen Lebensumwelt, in der sie aufwachsen und lernen. Die Unterschiede zwi-schen den russischen und deutschen Schülern sind groß: unterschiedliche Länder, Reli-gionen, Sprachen (Nationalsprachen und Dialekte) und Lebensweisen sowie auch Unterschiede im Umweltbewusstsein. Im vorliegenden Buch beschreiben und reflektieren die Akteure und Teilnehmer des seit einigen Jahren laufenden Kooperationsprojektes ihre eigenen Eindrücke und Erfahrun-gen von interkultureller Zusammenarbeit und Kommunikation. Durch diese Veröffentli-chung ist für Projektbeteiligte erstmals ein umfassender Austausch ihrer Erfahrungen und Wahrnehmungen der jeweils anderen Kultur möglich. Dadurch ergibt sich die Chance, dass sich eine anfängliche Fremdheit zu größerem gegenseitigen Verständnis entwickelt. Schwerpunkte sind die Jugendaustausche 2007 und 2008: Im Herbst 2007 besuchten 16 Schüler und Betreuer aus Burjatien Osnabrück, im Sommer 2008 weilten 22 Pädagogen und Schüler aus Deutschland in Burjatien. Und die Teilnehmer von beiden Seiten kommen zu Wort: Die Jugendlichen, die Gasteltern, die Betreuer, die Lehrer aus den beteiligten Schulen und Organisatoren. Wir hoffen darauf, dass diese offenen und zum Teil sehr per-sönlichen Beiträge für die Leser von großem Interesse sind. Die Begriffe Umwelt, Nachhaltigkeit, Kultur und vor allem Bildung sind die The-men des vorliegenden Buches. Von unserem Standpunkt aus besteht die Rolle der Bil-dung darin, Menschen aus beiden Regionen zu befähigen, das unterschiedliche Verhältnis zur Natur und Umwelt miteinander im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren und zu verändern, in Harmonie und mit Toleranz zusammenzuleben und unter engen Beziehungen zwischen Staaten und Nationen eine bewusste und positive Solidarität zu entwickeln. Die eigene Kultur hilft zu verstehen, welchen Platz man selbst in der Welt ein-nimmt und eine andere, zunächst fremde Kultur wahrzunehmen. Eine solche Wahr-nehmung macht die eigenen kulturellen Hintergründe und Leitbilder klarer, kann aber auch zu ihrer Veränderung führen. Unserer Meinung nach war die Umweltbildung bzw. Bildung für nachhaltige Entwicklung eben das Thema und das Medium, das die Jugendlichen und die umweltorientierten Schulen beider Regionen sowohl virtuell durch die beiderseitige Internet-Seite www.baikal-osnabrueck.net, als auch bei den gegenseitigen Besuchen zusammengebracht hat. Über die Dokumentation und diesen Austausch hinaus hat dieses Buch aus der Per-spektive der Herausgeber noch einen weitergehenden Anspruch: Es sollte die gesamte Kooperation seit 2002 rekonstruiert werden (s. Teil 2), in der konsequent ein Konzept für interkulturelle Umweltbildung und eine Methode herausgebildet wurde, das über Methoden für pädagogisch organisierte Situationen (gemeinsame Umweltprojekte, kul-turpädagogische Aktivitäten, geplante Begegnungen, interkulturelles Training u. ä.) hinausgeht: Die gesamte Konstruktion der mehr als zweiwöchigen Aufenthalte im Gastland hat für das interkulturelle Lernen große Bedeutung. Dazu gehört neben dem offiziellen Programm auch die Frage der Unterbringung und der Freizeitaktivitäten. Bewährt hat sich die wechselhafte Unterbringung: individuell in Gastfamilien und die deutsch-russische Gesamtgruppe in einem Ferienheim oder einer Umweltbildungsein-richtung. In den Teilen 2 bis 5 des vorliegenden Buches geht es in den zahlreichen Berichten aller Gruppen von Beteiligten (Wissenschaftler, Lehrer, Organisatoren, Gasteltern, Studenten und nicht zuletzt die Jugendlichen) immer wieder um interkulturelle Erfah-rungen und Erlebnisse, um interkulturelles Lernen und interkulturelle Umweltbildung. Eine solche Praxis sollte im Mittelpunkt stehen. Im Teil 2 geht es, außer um die historische Rekonstruktion, um Erfahrungen der Hauptakteure in den Jahren 2006 in Burjatien und 2007 in Osnabrück mit burjatischen Jugendlichen, die im letzten Teil zu Wort kommen. Teil 3 widmet sich dem Interkultu-rellen Training und der Evaluation des Aufenthaltes 2008 in Burjatien. Im Teil 4 kom-men verschiedene Akteure von 2008 zu Wort. Im Teil 5 schildern deutsche und burjatische Jugendliche ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Die deutsch-russische Litera-turliste schließt das Buch ab. Weitere Beiträge von Schülern sowie die für die Evalua-tion verwendeten deutschen und russischen Fragebögen finden sich auf unserer Webseite http://www.baikal-osnabrueck.net/basic. Als Herausgeber und Erziehungswissenschaftler wollen wir unsere theoretischen Standpunkte zur interkulturellen Umweltbildung und den Zusammenhang mit Bildung für nachhaltige Entwicklung darstellen. Da es auch darauf ankam, neben den gemein-samen Grundpositionen die Unterschiede herauszuarbeiten, hatten wir uns entschlos-sen, in getrennten Beiträgen den russischen und deutschen Hintergrund herauszubilden. Es stellte sich heraus, dass es weder auf deutscher noch russischer Seite eindeutige wissenschaftliche Grundlagen für Interkulturelle Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung gibt und geben kann. Viele Probleme bleiben offen, insbe-sondere die der praktisch möglichen, realen Erfüllung. Dies bedeutet, dass sich die in der vorliegenden Veröffentlichung dargestellte Praxis nicht ausschließlich von diesen theoretischen Positionen im Teil 1 ableiten lässt. Dabei tragen zur Praxis vor allem die Mentalitäten und Erfahrungen der mitwirkenden Pädagogen und Erzieher bei. Probleme interkultureller Kommunikation sind auch mit dem Entwurf des Buches und der Übersetzung der Materialien entstanden. Im Laufe dieser Jahre beteiligten sich an dem Projekt außer den genannten drei Trägern und Hauptakteuren der Kooperation, die alle NGOs sind, sowohl viele Perso-nen: Wissenschaftler der Burjatischen Staatlichen Universität Ulan-Ude und der Uni-versität Osnabrück, Lehrer, Schüler verschiedener Altersstufen, Studenten und Eltern, als auch viele Institutionen: 15 umweltorientierte Schulen aus Burjatien und 10 Schu-len aus Osnabrück, Bibliotheken, Museen und Umweltzentren. Unsere Partnerschaft verfolgte das Ziel, gemeinsam zu diskutierten über Werte, Traditionen der jeweiligen Kulturen, sowie auch Probleme des Umgangs mit der Natur und der Umwelt. Bekanntlich reichen heutzutage bloß biologische Kenntnisse nicht aus, um die Kin-der auf die Umweltprobleme zu orientieren oder das Verhalten zur Umwelt zu verän-dern. Viel wichtiger wäre, Zusammenhänge zwischen der Umweltbildung und den persönlichen Werten herauszuarbeiten. Wir versuchten in Theorie und Praxis die Ant-wort auf die Frage zu finden, wie man pädagogisch handeln muss, damit Kinder, Ju-gendliche, sowie auch Erwachsene die Natur nicht als etwas Entferntes, sondern Nahes wahrnehmen und sie miterleben. Seit 2005 bewerten wir unsere Zusammenarbeit auch als Beitrag zu derzeitigen UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005 bis 2014). Dabei sei bemerkt, dass der Arbeitskreis Umweltbildung der Lokalen Agenda 21 Osnabrück 2005, 2007 und 2009 für jeweils zwei Jahre von der Deutschen UNESCO-Kommision als offizielle Projekte der UN-Dekade für alle seine Projekte ausgezeichnet wurde. Das betrifft auch den Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück seit 2009. Wichtig für eine solch hohe Auszeichnung war die Kooperation mit GRAN, das 2007 als eine der bes-ten 100 Umweltorganisationen Russlands anerkannt wurde. Ein Grund für diese Aus-zeichnung war ohne Zweifel die fruchtbare Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern aus Osnabrück. Welche Perspektiven der weiteren Zusammenarbeit gibt es? Vor allem werden wir die gegenseitigen Besuche fortsetzen; aktuell wird von bei-den Seiten der nächste Besuch einer burjatischen Gruppe 2009 in Osnabrück vorberei-tet. Das Hauptthema der Besuche bleibt die Verbindung von interkultureller Bildung und Umweltbildung bzw. Bildung für nachhaltige Entwicklung, 2009 mit dem Schwerpunkt: die Natur, Wasser und Gewässer in und um die Stadt. Dabei bleibt der wissenschaftliche Aspekt unserer Zusammenarbeit als eine feste Grundlage. Wir wollen den Austausch der Jugendlichen zwischen unseren Regionen weiterhin wissenschaftlich unterstützen und evaluieren sowie die Ergebnisse in regel-mäßigen Abständen publizieren – als Bücher und online auf unserer gemeinsamen Webseite www.baikal-osnabrueck.net. Wir wollen unsere Partnerschaft erweitern und nach neuen Partnern suchen – unser Netzwerk ist und bleibt offen. Die Welt ist nicht so groß; sie wird jeden Tag enger. Die Aufgabe, unsere Kinder zu lehren, friedlich miteinander zu leben und akute globale Um-weltprobleme zusammen zu lösen, ist das wichtigste Anliegen für alle Menschen der Welt. Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bedanken bei folgenden Organisatio-nen, Institutionen und Spendern in Deutschland und Russland, die Austauschprogram-me finanziell unterstützt und sowie auch die vorliegende Arbeit als Bilanz unserer Arbeit ermöglicht haben:
Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (Hamburg) Niedersächsische Lottostiftung (Hannover) Jugendamt der Stadt Osnabrück Universität Osnabrück Sponsoren und private Spender (Osnabrück) Burjatische Staatliche Universität Ulan-Ude in Burjatien Bildungsministerium der Republik Burjatien Assoziation der Wissenschaftler und Pädagogen Burjatiens Stadtverwaltung Ulan-Ude.
Außerdem bedanken wir uns bei allen Autorinnen und Autoren, ohne die das Buch nicht zustande gekommen wäre, sowie auch Anke Köller, und Dr. Elvira Narchinova, Dr. Vera Sambueva, Sayana Ajuscheeva – den Übersetzern. Die Herausgeber
"Die Publikation ist die Dokumentation eines Austauschprojekts zwischen Baikal/Burjatien – einer Republik im russischen Sibirien – und der Stadt Osnabrück. Die seit 2002 bestehende interkulturelle Kooperation verfolgt das Ziel, eine gleichberechtigte Diskussion zu Tradition, Werten, Kultur sowie Umweltproblemen zu führen. Alle Beiträge dieser Publikation kreisen inhaltlich entsprechend um die vier Schlüsselbegriffe Umwelt, Natur, Bildung und Kultur. Die praxisorientierte Publikation ist in fünf Teile geteilt. Der erste Teil stellt eine kurze Einführung in die theoretischen – dem Projekt zugrundeliegenden Ansätze – dar. Hier wird die Argumentationsgrundlage für das von Becker formulierte Desiderat einer interkulturellen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erarbeitet (vgl. S. 134 f.). Nach Meinung der Autoren stellt die interkulturelle Dimension eine entscheidende – jedoch vernachlässigte – Komponente der nachhaltigen Entwicklung und damit auch der BNE dar. Dieses Desiderat formt die Ausgangslage des deutsch-russischen Projekts und wird von den Autoren damit begründet, dass „das Verhältnis zu Natur und Umwelt generell stark kulturell geprägt ist“ und daher internationale Projekte „faktisch immer auch eine interkulturelle Dimension“ aufweisen (ebd.). |
Der zweite Teil des Buches beschreibt die Genese und den Ablauf des Projekts. Dabei arbeiten die Autoren vor allem heraus, wie sich die methodischen Mittel, die in den einzelnen Projektphasen eingesetzt wurden, entwickelt haben. Als primäres methodisches Instrument stellte sich in den Austauschphasen die Unterbringung in Gastfamilien heraus. Zudem wurde eigens für das Projekt eine Homepage eingerichtet, die allen Beteiligten als digitales Austauschforum dient (www.baikal-osnabrueck.net). Die Autoren benennen mehrmals die Sprachbarriere als, neben den unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen der Teilnehmenden, wahrscheinlich größte Herausforderung für den Ablauf des Projekts. Die Teile drei bis fünf enthalten Erfahrungsberichte aller beteiligten Gruppen insbesondere zu deren interkulturellen Erfahrungen im Projekt. In Teil drei werden verschiedene inhaltliche Projektaktivitäten beschrieben, darunter gemeinsame interkulturelle Trainings, an denen sibirische und deutsche Jugendliche teilnahmen. Diese Veranstaltungen wurden in Deutschland aber auch in Sibirien abgehalten, mit dem Ziel die interkulturelle Kommunikation der Beteiligten auszubauen. Dabei wurde bspw. während des Aufenthalts in Deutschland ein Trainingsprogramm aus dem Projekt „Eine Welt der Vielfalt“ (Bertelsmann Wissenschaftsstiftung) nach Anke Fedrowitz durchgeführt. Teil vier beschreibt unter dem Titel „Von der virtuellen zur realen Kommunikation“ die Besuche der deutschen Jugendlichen in burjatischen Schulen, die Erfahrungen der beteiligten Pädagog/-innen sowie die der Gastfamilien. Das fünfte Kapitel rundet die Publikation mit den Erfahrungen der Jugendlichen auf ihren gegenseitigen Austauschbesuchen gelungen ab. Insgesamt funktionierte das Projekt durch die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen vielen Akteuren aus verschiedenen Bereichen – dabei waren maßgeblich Lehrkräfte, Schüler/-innen, Studierende, Eltern, NGOs, Wissenschaftler/-innen, Bibliotheken, Museen und Umweltzentren beteiligt. Die Dokumentation des Projekts zeigt die zunehmend enger werdende Kooperation der Austauschpartner auf, deren Projektaktivitäten und Austauschstrukturen sich erst im Projektverlauf entwickelten und diese Offenheit auch für zukünftige Weiterentwicklungen beibehält. Herausragend ist der von den Autoren beschriebene gleichberechtigte und demokratische Umgang der Beteiligten miteinander und in den Projektaktivitäten. So werden die interkulturellen Erlebnisse aus der Perspektive beider Ländergruppen dargestellt und repräsentieren den in diesem Projekt angezielten Austausch auf gleicher Augenhöhe. Durch eine stärkere Rezeption des Forschungsstands zur Austauschforschung hätte das Projekt deutlich an Kontur gewonnen. Des Weiteren nimmt die Entwicklung des mit dem Programm angestrebten Konzepts der interkulturellen BNE leider zu Gunsten der vielen persönlichen Erfahrungsberichte einen vergleichsweise kleinen Teil ein. Dennoch weist die Publikation eine gelungene und runde Darstellung der Projektinhalte, des Projektverlaufs und der Projektergebnisse auf.
Sarah Lange"
Ende der Rezension
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