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Ein anderes Ärgernis war der dichte Pflanzenbewuchs in der Hase, ausgelöst durch den Nährstoffreichtum des Wassers durch ungeklärte Hausabwässer.
Diese „Verkrautung“ sorgte dafür, daß das Wasser, im Sommer ohnehin sehr flach und träge, nicht schnell genug abfließen und der Dreck nicht fortgespült werden konnte. Verstärkt durch starke Sonneneinstrahlung, begann die stagnierende Masse zu stinken. Und über diesen Gestank regte man sich mächtig auf. Dabei darf man nicht vergessen, daß jahrhundertelang geglaubt wurde, üble Gerüche (Miasmen) seien der Grund für Krankheiten.
Die Bakteriologie steckte im auslaufenden Jahrhundert noch in den Kinderschuhen. Wissenschaftler hatten zwar erkannt, daß es für die großen Heimsuchungen wie Pest und Cholera handfeste und nachvollziehbare Ursachen (Erreger) gab, in der öffentlichen Meinung galten aber nach wie vor hauptsächlich üble Gerüche als Krankheitsherde.
Die vehementen Aufrufe und Forderungen, das innerstädtische Hasebett zu reinigen, müssen vor diesem Hintergrund gesehen werden - abgesehen davon, daß ein stinkender Fluß nun wahrlich nicht angenehm ist. Die Hase verkrautet und verschlammt regelmäßig - und aller Unrat bleibt darin hängen.
Im Jahre 1890 regte die Sanitätscommission das regelmäßige Schneiden des langen Hasegrases an, weil sich die Tierkadaver dort ständig festsetzten. Der Magistrat sah diese Notwendigkeit nicht, stimmte aber einer versuchsweisen Reinigung zu.
Letztendlich wurde bestimmt, daß die Haseanlieger für die Reinigung des entsprechenden Flußabschnittes verantwortlich seien. Regelmäßige Haseschauen wurden in der Presse angekündigt, damit die Anlieger vorher ihren Pflichten nachkommen konnten, allerdings sehr unwillig. Sehr schnell schlugen sie vor, gegen Zahlung einer Gebühr diese Aufgabe der Stadt anzuvertrauen. Außerdem, so stellt die Osnabrücker Volkszeitung fest, sei es angesichts der häufigen Ölverpestungen auf der Hase für die Anlieger eine Zumutung, für deren Reinigung zu sorgen.
Abb. 11: Im 19. Jhd. wuchs das Hygienebewusstsein und die Stadt Osnabrück baute Badehäuser, die anfangs z.T. mit Hasewasser gespeist wurden. |
Um den Anwohnern die Reinigung des Flusses erleichtern zu können, setzte der Magistrat Termine fest, an denen das Wasser der innerstädtischen Hase abgelassen wurde. Außerdem entschloß man sich, das „Unkraut“ in der Hase „auszuraufen“ statt zu mähen, und man war zufrieden mit der Methode, dem Übel bei der Wurzel beizukommen , wobei die eigentliche Wurzel doch ganz woanders lag.
„ ... und es ist die höchste Zeit, daß gegen diese haarsträubenden Zustände eingeschritten wird. Wem in diesem Falle die Verunreinigungen des Wassers zur Last fällt, dürfte erst eine Untersuchung ergeben; man spricht davon, daß chlorkalkhaltiges Abwasser das Sterben der Fische, durch das besonders die diesjährige Brut zu großem Teil vernichtet ist, verursacht habe. Jede Zögerung ist vom Uebel und wir erwarten bestimmt, daß die Behörden ihre Pflicht tun.“ (OT, 13.7.1893)
Im 19. Jahrhundert wuchs das Hygienebewußtsein, und die Stadt Osnabrück baute Badehäuser, die anfangs z. T. mit Hasewasser gespeist wurden.
Nachdem man zunächst hingenommen hatte, daß Industrialisierung und modernes Leben auch Nachteile mit sich bringen können, entstanden doch - ein wenig zögerlich - erste tiefergehende Überlegungen, wie man die Situation der Hase entschärfen könnte. So berichtet das Osnabrücker Tageblatt 1893 von einem Fischsterben großen Ausmaßes, und beschreibt höchst dramatisch das qualvolle Verenden tausender Fische in der Hase.
Das Osnabrücker Zei¬tung geht noch einen Schritt weiter und fragt, ob die zuständigen Behör¬den nicht in der Lage seien, den betreffenden Betrieben (die die Hase speziell mit Öl verunreinigten) eine anderweitige Abführung der Abfälle aufzuerlegen (allerdings noch nicht aus Umweltschutzgründen, sondern weil für die Anwohner die Hasereinigung eine Zumutung sei).
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