Fließgewässer, die mäandrierend durch Talauen ziehen und sich nach jedem Hochwasser ein neues Bett suchen, sind heute in der freien Landschaft kaum mehr zu finden. Erst recht nicht im Ballungsgebiet der Stadt. Hier konkurrierten Bäche und Flüsse schon immer mit den Ansprüchen des Menschen nach Raum für Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete sowie für Straßen, Gehwege, Plätze, Bahnlinien u. a. Dieser Wettbewerb führte bereits sehr früh zu anthropogenen Überformungen der Fließgewässer durch Begradigung, Kanalisation, Verrohrung, Überbauung, Zerstörung der natürlichen Flussaue u. a. Die Folge ist eine massive Störung des natürlichen Wasserkreislaufes in städtischen Gebieten, wozu der hohe Grad an versiegelten Flächen erheblich beiträgt.
Auch in Osnabrück begann man schon sehr früh mit Eingriffen in das natürliche Gewässersystem. Betrachtet man heute die Hase im Stadtgebiet, so kann sie nirgendwo als natürlich angesehen werden, in wenigen Abschnitten allenfalls als naturnah.
Abb. 2: Haseverlauf in Osnabrück
Die Hase erreicht Osnabrück im Osten, markiert in Lüstringen zunächst die Stadtgrenze und fließt dann durch den Norden des Stadtteils Voxtrup (Exkursion 1).
Der Fluss nimmt hier linksseitig den Sandforter Bach auf und durchläuft dann das Gelände des Düstruper Wasserwerkes. Von hier aus wendet sie sich in nordwestliche Richtung, unterquert die Autobahn A 33 und tritt in den Stadtteil Fledder ein. Links mündet zunächst der Huxmühlenbach, kurz darauf rechts der Belmer Bach (Exkursion 2).
Wenige Meter weiter verschwindet die Hase unter Eisenbahngleisen und teilt sich unterirdisch in die Alte Hase und die Neue Hase. Von der Schellenbergbrücke kann man, flussaufwärts blickend, beide Flussarme noch parallel laufend erkennen und als rechten Zufluss den Röthebach in die Alte Hase einmünden sehen (Luftbild 1).
Luftbild 1: Die Hase zwischen den Eisenbahngleisen
Wir folgen der Alten Hase weiter in Fließrichtung. Der Fluss verläuft nördlich um das ehemalige Klöcknergelände herum, auf dem u. a. in jüngster Zeit der Hasepark entstanden ist.
Unmittelbar vor der Hamburger Straße vereinigen sich die beiden Wasserarme wieder. Die Hase unterquert parallel zu einem Fußweg die Bahngleise und verschwindet dann unter einem Parkplatz im Bahnhofsbereich (Exkursion 3).
Luftbild 3: Die Hase im neuen Hasepark im ehemaligen Klöcknergelände östlich des Hauptbahnhofes und entlang der Bahngleise
In der Innenstadt wird die Hase kurz vor dem Pottgrabenbad wieder sichtbar und durchfließt darauf das Mühlenwehr der Neuen Mühle. Ab der Neuen Mühle bis hin zur Wittekindstraße bildet die Bebauung den Gewässerrand. Nur von der Brücke in der Schlagvorder Straße und von einem als Parkplatz genutzten Hinterhof kann man einen Blick auf die Hase werfen. In diesem Bereich wird auch der Pappelgraben in den Fluss entwässert.
Die großflächigste Überbauung des Stadtflusses, die heute teilweise wieder rückgängig gemacht wird, liegt im Bereich „Öwer de Hase“.
Das Wasser floss unterirdisch durch einen Betontunnel und kam erst hinter der Georgstraße wieder zum Vorschein. Ab der Georgstraße ist der Gewässerrand von neuem begehbar. Vor der Her-renteichsstraße teilt sich die Hase auf einem kurzen Stück in zwei Arme, vereint sich wieder und fließt dann schnurgerade entlang der Promenade am Herrenteichswall bis zur Pernickelmühle. Auf dem Erich-Maria-Remarque-Ring kann man dann dem Fluss bis zum Hasetorwall folgen (Exkursion 4).
Hinter dem Herrentorwall verlässt das Gewässer die Innenstadt und durchfließt jetzt den östlichen Randbereich des Stadtteiles Westerberg. In diesem Abschnitt bis zur Wachsbleiche ist die Hase nicht zugänglich. Aufgrund ihres windenden Verlaufs und ihres beidseitigen Ufergehölzsaumes zeigt sie hier einen recht naturnahen Charakter. Ein Blick von der Harlemer Brücke oder von der Wachsbleiche auf den Fluss vermittelt diesen Eindruck.
An der Wachsbleiche fließt die Hase in den Stadtteil Hafen ein. Bis zur Römereschstraße gibt es einen Haseuferweg. Der Fluss verläuft auch hier schnurgerade, links gesäumt vom Bahndamm, rechts vom Stadthafen. Unmittelbar vor der Römereschstraße mündet rechtsseitig die Nette ein (Exkursion 5).
Jenseits der Römereschstraße beginnt nun das Betriebsgelände der Papierfabrik Kämmerer und dahinter das der Städtischen Kläranlage. Bis zur Brückenstraße ist das Gewässer nicht zugänglich. Vom Kiefernweg aus hat man aber die Möglichkeit, einen Blick auf die Hase-Umflut im Kämmerer-Gelände zu werfen (Luftbild 2).
Ab der Brückenstraße bis hin zur Straße “Die Eversburg“ finden sich wieder angelegte Wege entlang der steilen Uferböschungen der Hase. Danach kann man dem Lauf des Flusses noch ein Stück auf einem schmalen Pfad folgen. Rechts mündet ein Altarm, ca. 400 m weiter zweigt linksseitig der Landwehrgraben ab. Hier im Stadtteil Pye verläuft die Hase parallel zum Osnabrücker Zweigkanal. Zunächst ist sie deutlich anthropogen überformt, später windet sie sich mehr oder weniger naturnah durch landwirtschaftlich genutzte Flächen bis hin zur nördlichen Stadtgrenze (Exkursion 6).
Luftbild 2: Betriebsgelände der Papierfabrik Kämmerer und das Klärwerk Eversburg
Attach:Symbol_buch.jpg Δ | SCHON GEWUSST? 16,5 Kilometer des Hasebettes gehören zur Stadt Osnabrück. Mißt die Sohlbreite in Lüstringen lediglich vier Meter, kann sie in ausgebauten Abschnitten bis zu zwölf Meter betragen. Die Tiefe – Sohle bis Ufergelände – reicht von etwa zwei bis zu fünf Metern. Im Stadtgebiet hat die Hase vom Lüstringer Graben bis zur Nette zehn größere Zuflüsse und wird von rund dreißig Brücken – vom kleinen Steg bis zur Eisen- und Autobahnüberführung – überspannt. (NOZ, 21.8.1982) |