Die Entwicklung der Community Education ist keineswegs linear verlaufen, sondern es bestanden vor allem drei Entwicklungsstränge bis etwa zur Mitte der 60er Jahre.
Die erste „Wurzel“ der Community Education liegt bei dem amerikanischen Pädagogen und Philosophen John Dewey, der auch als „Urvater“ dieser Bewegung bezeichnet wird. Zu seiner Zeit war in den Großstädten der USA eine immer größer werdende soziale und kulturelle Entwurzelung von Einwanderfamilien zu erkennen und auch in anderen Gebieten war innerhalb der Familien ein fortschreitender Verfall sozialer Bindungen und Beziehungen festzustellen. Mit dem amerikanischen Bildungs- und Schulwesen war er aus dem Grund nicht zufrieden, da sich auch die Schule mehr und mehr von der außerschulischen Umwelt isoliert hat. Daher gründete er 1896 die „Laboratory School for Elemantary Pupils“ in Chicago, als einen der ersten Schulversuche in den USA, die Schule als Organ der Gemeinde anzusehen. Schwer-punkt ist hier das Lernen in der Gemeinde, indem nicht nur abstrakt aus Büchern, sondern eigenständig und handlungsorientiert an konkreten Gesellschaftsverhältnissen gelernt wird.
In den 20er Jahren führte in England der technische Fortschritt in den Industriestädten zu einer Auswanderung der Menschen in diese Regionen. Dort wurde das staatliche Schulwesen massiv ausgebaut, doch die ländlichen Gebiete wurden einfach ausgespart, was eine Uneffektivität und einen Qualitätsverlust dieser Schulen zur Folge hatte. Daraus resultierte vor allem bei der jüngeren Bevölkerung eine Landflucht, die in den Städten bessere Bildungs- und Berufschancen suchten. Henry Morris, Pädagoge und Gründervater der englischen Community Education Bewegung, plante er ab 1930 für Cambridgeshire in der Grafschaft Cambridge eine neue Bildungseinrichtung, nämlich das „Village College“, um die Infrastrukur auf dem Land erheblich zu verbessern und um vergleichbare Bildungsangebote anzubieten. Das „Village College“ sollte eine Schule sein (Primary und Secondary School), die Bildung und Erziehung in das dörfliche Leben integriert, so dass Werte und Traditionen weitergegeben werden kön-nen. Somit besaß die Schule eine Gesundheits- und Sozialberatungsstelle für Kinder und ihre Eltern, die Labors und Werkstätten der Schule sollten für die Erwachsenenbildung und die Turnhalle für Dorfveranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden. Die Bibliothek und Sportanlagen standen sowohl Schülern als auch der Gemeinde zur Verfügung. Das Prinzip von Henry Morris konnte sich aber nicht durchsetzen, da durch seine „Villlage Colleges“, die traditionell gewachsenen Orte mit ihrem sozialen und kulturellem Leben, wie z.B. die pubs oder die Vereine, ihrer Kunden und Mitglieder beraubt werden, was letztendlich zur Verarmung beitrug.
In den 30er Jahren lässt sich in den USA ein weiteren Ansatz der Community Educaion feststellen, der jedoch in seinen Ausgangsbedingungen und Problemlagen völlig unterschiedlich zu dem von Morris ist. Der Pädagoge und Sportlehrer Frank Manley erkannte das Problem der Weltwirtschaftskrise von 1929 in Flint/Michigan mit der hohen Arbeitslosigkeit auch innerhalb der jungen Generation. Eine steigende Kriminalität, soziale Verelendung und wachsende soziale Spannungen waren u.a. Folge der Arbeitslosigkeit. Mit Hilfe eines 6.000-$-Fonds aus der Charles Mott Stiftung finanzierte Manley 1935 sein erstes „Community Education Pro-gramme“, mit dem vielversprechenden Titel „helping people help themselves“. Die räumlichen und sächlichen Ressourcen der öffentlichen Schulen wurden bis hin in die späten A-bendstunden für Kurse für Jugendliche und Erwachsene im Bereich Gesundheit, Freizeit und Weiterbildung, genutzt. Sie dienten demnach als kommunales Bildungs- und Kulturzentrum. Um einen trug das Programm zur Vermittlung von Fähigkeiten bei, zum anderen wurde das Gemeindeleben durch Aktivitäten und Angebote bereichert, so dass die Bewohner sich mit ihrer Community identifizieren konnten.