Der allgemeine Diskurs und die Praxis von Bildung für nachhaltige Entwicklung (kurz: BNE) ist weder in Deutschland, geschweige denn international begrifflich und konzeptionell einheitlich. In der öffentlichen Diskussion wird "nachhaltige Entwicklung" leider oft ziemlich inhaltleer als "dauerhaft" oder einseitig verwendet. Ähnliches gilt für die Verwendung von nachhaltiger Bildung. Natürlich soll BNE auch dauerhaft werden... Diese falsche, weil fast inhaltleere Verwendung von "Nachhaltigkeit" und "nachhaltig" widerspricht jedoch der weltweiten Diskussion über diesen anspruchsvollen und notwendig komplexen Begriff, der in der Agenda 21 bei der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 seinen Ausgang nahm. Keine zukunftsorientierte Entwicklung auf kommunaler, regionaler, nationaler, internationaler und globaler Ebene kommt an diesem Begriff, der demokratischen Diskussion dazu und seiner inhaltlichen Füllung vorbei. Im Folgenden werden 4 Quellen zu diesem Begriff erwähnt - auf nationaler Eben auf der des Bundeslandes Niedersachsen und auf der lokalen /regionalen Ebene von Osnabrück, die etliche Gemeinsamkeiten haben, aber auch unterschiedliche Hintergründe /Theoretische Grundlagen haben:
Eine Einführung in den dazugehörigen Begriff "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) bietet z.B. das BNE-Portal des BMBF und das bundesweite BNE-Kompetenzzentrum:
"Bildung für nachhaltige Entwicklung" vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und abzuschätzen, wie sich eigene Handlungen auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirken...( BNE-Portal)
Zukünftige Generationen sollen dieselben Chancen auf ein erfülltes Leben haben wie wir. Gleichzeitig müssen Chancen für alle Menschen auf der Erde fairer verteilt werden. Es geht um Gerechtigkeit zwischen den Generationen und zwischen Weltregionen, Nationen und Kulturen. ... BNE-Portal
Zur Verwirklichung nachhaltiger Entwicklungsprozesse wurde das Konzept der Gestaltungskompetenz ausformuliert. Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung in der Praxis anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können
Um zu verstehen, was „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ heißt, lohnt es sich die Bedeutung der einzelnen Begriffe, die der Ausdruck enthält, zu reflektieren. Demnach ist „Bildung“ ein Instrument oder ein Mittel, um den Prozess der „nachhaltigen Entwicklung” zu unterstützen oder zu stärken. Dieser Prozess hat offensichtlich ein Ziel, nämlich die „Nachhaltigkeit“. Ausgehend von diesen Überlegungen können wir schließen: Um zu klären, was „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bedeutet, müssen wir zunächst verstehen, was „nachhaltige Entwicklung“ besagt. Und das wiederum erfordert Klarheit über den Begriff „nachhaltig“ oder „Nachhaltigkeit“. Deshalb beginnt die Klärung dessen, was BNE ist, mit der Frage, was nachhaltig bzw. Nachhaltigkeit meint.
Das landespolitische Verständnis von BNE in Niedersachsen ist in kurzer Form auf der Webseite des zuständigen Kultusministeriums formuliert. BNE wird "als Schlüssel zu gesellschaftlichem Wandel sowie zu einer sozial, wirtschaftlich, politisch und ökologisch nachhaltigen Zukunft verstanden". Außerdem:
"BNE ist eine ganzheitliche und transformative Bildung. Lerninhalte und -ergebnisse, Lernumgebungen und Pädagogik werden entsprechend gestaltet: Lernendenorientiert, diversitätsreflexiv, partizipativ, multiperspektivisch und interaktiv. Die Transformation von Lern- und Lehrumgebungen im Sinne nachhaltiger Entwicklung reicht darüber hinaus, Einrichtungen nachhaltiger zu verwalten. Im Rahmen von Schulentwicklungsprozessen verändern sich auch Werte und Strukturen der gesamten Institution."
Außerdem gibt es eine Broschüre "Bildung für nachhaltige Entwicklung Niedersachsen. Außerschulische Lernstandorte, pädagogische Angebote und Netzwerke" und einen einen Erlass zu BNE pdf, der auf der Webseite auch durch eine Video erläutert wird.
Ein ähnliches Leitbild von BNE wird in Osnabrück vom AK (Umwelt)Bildung der Lokalen Agenda 21 und vom Verein für Ökologie und Umweltbildung verwendet, der seit Mai 2022 Bildung für nachhaltige Entwicklung Osnabrück e.V. (BNE OS) heißt . Dabei wird konzeptionell insbesondere die Aspekte Demokratie /Partizipation und Kultur hervorgehoben (Hier), die bei den anderen drei Konzepten eine geringere Rolle spielen. Außerdem wird BNE als eine von 6 Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung als integriertes Konzept verstanden ("BNE-Stern"). Diese Rolle von BNE wird bei den anderen Konzepten nicht explizit berücksichtigt. Das sechsdimensionale Konzept ist Ergebnis einer langen historischen Entwicklung, die mit Umwelterziehung und weiteren Konzepten der Umweltbildung sowie der Entwicklungspädagogik und deren Weiterentwicklung zu Globalem Lernen begann. Mehr dazu in den Büchern von Gerhard Becker "Urbane Umweltbildung im Kontext einer Nachhaltigen Entwicklung" u.a.