Umweltbildung in Osnabrück. Entwicklung und Perspektiven Herausgegeben von Gerhard Becker, Dorota Kuczia und Günter Terhalle für die Universität Osnabrück, FB Erziehungs- und Kulturwissenschaften und den Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e.V. Osnabrück 2000 (Universitätsverlag Rasch) (Sammel)Rezension? Bestellung über email: verlag@nuso.de - NUSO-Verlag |
Gerhard Becker: Lokale Umweltbildung: Kooperation zwischen der Universität Osnabrück und dem Verein für ökologie und Umweltbildung Osnabrück e.v. | 7 |
Günter Terhalle: NUSO – Eine kurze Geschichte des Projektes | 20 |
Joachim Lahrmann / Günter Terhalle: Stadtwälle | 33 |
Frauke Kruckemeyer »Wie wünsche ich mir meine Umwelt?« | 41 |
Ute Vergin: Leben und Wohnen in der Stadt Osnabrück | 49 |
Günter Terhalle: Eine Stadt kommt unter die Räder - Verkehrsentwicklung in Osnabrück aus historischer Sicht | 59 |
Dorota Kuczia: Historisch-ökologische Erkundung der Hase im Stadtgebiet | 65 |
Ursula Wilm-Chemnitz: Die Pädagogische Umweltberatung an Schulen in Osnabrück | 73 |
Heike Hösselbarth / Gabi Lommers / Ulrich Jacobj: Waldkindergarten-Konzept Osnabrück | 79 |
Gerhard Becker: Lokale Agenda 21 und Zukunftsperspektiven der Umweltbildung in OsnabrückAttach:pdf.gif Δ Δ | 87 |
Publikationen zur Umweltbildung aus der Kooperation zwischen der Universität Osnabrück und dem Verein für Ökologie und Umweltbildung | 121 |
Abbildungsnachweis | 125 |
Adressen | 127 |
Anlaß für dieses Buch ist das seit 1988 kontinuierlich und erfolgreich arbeitende Forschungs- und Entwicklungsprojekt Natur und Umweltbildung in der Stadt Osnabrück, das in Osnabrück, aber auch überregional unter dem Kürzel NUSO bekannt wurde. Zum einen sind die bisherigen 12 Jahre für ein Projekt eine beachtliche Zeit, zum anderen ist es fast zehn Jahre her, daß dieses ursprünglich rein universitäre Projekt in mehreren Schritten in ein Kooperationsprojekt zwischen meinem universitären Arbeitsbereich und dem Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e. V. umgewandelt wurde. Diese Kooperation, die 1992 auf eine in die Zukunft gerichtete, allgemeine vertragliche Basis zwischen Universität und Verein gestellt wurde, war die entscheidende Voraussetzung für den langjährigen Erfolg des Projektes NUSO, das inzwischen den temporären Projektstatus längst überwunden hat. NUSO ist fast zu einer Art festen Einrichtung geworden und umfaßt selbst eine Vielzahl von Aktivitäten, die man zum Teil als selbständige Teilprojekte betrachten kann:
Diese praktischen Aktivitäten und Projekte, die hauptsächlich der Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e. V. in die vertraglich vereinbarte Kooperation mit der Universität Osnabrück einbrachte, werden in unserem Buch durch eigene Beiträge berücksichtigt. Die Projekte NUSO, Pädagogische Umweltberatung, Schullandheim und Waldkindergarten brachten auch gemeinsame Aktivitäten und Leistungen hervor. Auf diese Weise wurde z. B. ein wesentlicher Beitrag zum Zustandekommen des Umweltbildungszentrums Osnabrück geleistet, auf das in dieser Einleitung weiter unten eigens eingegangen wird. Alle diese Praxisprojekte und -aktivitäten stehen in Wechselwirkung mit meiner eigenen universitären Arbeit, sind neben NUSO Hintergrund meiner wissenschaftlichen Grundlagenarbeit und meiner Lehrpraxis.
Insgesamt stellt die Kooperation zwischen Universität und Verein, die für beide Seiten große Vorteile bot und bietet, einen Modellfall dar, der es auch deshalb wert ist, dokumentiert und fortentwickelt zu werden. Die scheinbar komplizierte Konstruktion mit Verein, Universität und verschiedenen Teilprojekten ist nach außen noch immer wenig oder nicht richtig bekannt: NUSO wird entweder als rein universitäres Projekt verstanden oder außerhalb der Universität irrtümlich für den Vereinsnamen des Trägervereins gehalten. Es kann und soll hier keine vollständige Dokumentation dieses über zehn Jahre und mit etlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sich vielgestaltig entwickelnden Projektes vorgelegt werden. Es geht eher um einen Überblick, um wichtige, ausgewählte Aspekte, um eine kleine Auswahl bereits veröffentlichter kürzerer Aufsätze eines Teils der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und um die Zukunftsperspektive dieser Kooperation.
Zunächst ein kurzer Überblick zur Vorgeschichte von NUSO, die zumindest drei Wurzeln hat: Zum ersten ist dies die Geschichte meines eigenen universitären Arbeitsbereiches. Zum zweiten gehört der damals sich noch Verein für Ökologie und Umwelt Osnabrück e. V. nennende Verein dazu, der 1986 mit zunächst anderen ökologischen Arbeitsschwerpunkten gegründet wurde und erst später mit NUSO zu tun hatte. Auf diese beiden Wurzeln werde ich weiter unten etwas genauer eingehen. In die Entwicklung von NUSO ging schließlich auch die bereits Mitte der 80er Jahre einsetzende Kooperation mit der Museumspädagogik (Willm Prasse) im Naturwissenschaftlichen Museum Osnabrück am Heger-Tor-Wall ein, die nahtlos in die kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Museum am Schölerberg – Natur und Umwelt, Planetarium überging, das 1988 eröffnet wurde.[1] Im selben Jahr wurde von NUSO als universitärem Projekt mit diesem Museum eine Kooperationsvereinbarung getroffen, NUSO als neues Projekt insbesondere den Start erleichtern sollte. Fast 10 Jahre später wurde das Museum durch die Initiative und Unterstützung von NUSO zum Standort des Umweltbildungszentrums.
Zur Vorgeschichte von NUSO gehört der Aufbau eines neuen wissenschaftlichen Arbeitsbereiches Umweltbildung, der vor über 20 Jahren begonnen hat und der ab 1994 vom Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften Umweltbildung und Regionales Lernen genannt wurde.[2] Wenn hier und in einem weiteren Abschnitt Aspekte der Entwicklung von NUSO dargestellt werden, dann erfolgt dies einleitend in kurzer Form und aus meiner Perspektive als Initiator und Projektleiter. Etwas ausführlicher und mit Bildern versehen wird Günter Terhalle die Entwicklung aus seiner Perspektive, der eines Mitarbeiters darstellen, der mit NUSO von Anfang an und fast die ganze Zeit über unterschiedliche Arbeitsverhältnisse (ABM, Zeitstelle, Werkverträge u.a.) sowie ehrenamtliche Tätigkeit verbunden war.
In den 70er Jahren wurden weltweit nicht nur zunehmend Umweltprobleme erkannt und als politische Probleme verstanden, sondern es wuchs auch die gesellschaftliche Bedeutung der pädagogischen Vermittlung von Umweltproblemen. So erklärte in der damaligen Bundesrepublik Deutschland die Kultusministerkonferenz im Oktober 1980 die Umwelterziehung zur allgemeinen Aufgabe der Schule, und in den folgenden Jahren wurde Umweltbildung zu einem wichtigen Auftrag für alle Bildungsbereiche. Schon vorher, spätestens ab etwa 1978 begann ich im Rahmen meiner universitären Tätigkeit damit, Umweltbildung[3] als einen neuen Arbeitsschwerpunkt aufzubauen; schließlich mußten meiner Auffassung nach die Studentinnen und Studenten, insbesondere im Lehramtsbereich, auf ihre spätere berufliche Aufgabe vorbereitet werden. Schon bald machte ich in meinen Lehrveranstaltungen positive Erfahrungen mit konkreten Umweltthemen aus der Region, z. B. Probleme der Grundwasserabsenkung im Kontext der Wasserversorgung, der umstrittene Bau der Autobahn A 33 im Osnabrücker Raum, Grünanlagen in der Stadt, Haseverschmutzung u. a. Solche Themen erzeugten hohe Motivation bei den Teilnehmenden der als Projekte durchgeführten Lehrveranstaltungen und wurden in der Regel mit großem Engagement durchgeführt, zum Teil weit über das jeweilige Semester und die jeweilige Lehrveranstaltung hinaus. Gleichzeitig zeigten sich Grenzen solcher Projekte unter dem Aspekt einer inhaltlichen Ergebnisorientierung. Die im Rahmen der Lehrveranstaltung zur Verfügung stehende Zeit war regelmäßig zu kurz, um notwendige oder wünschenswerte Recherchen durchzuführen und sich gleichzeitig pädagogisch mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen. Dabei wurden die Durchführung des Projektes und die dabei ablaufenden Lernprozesse und ‑probleme selbst pädagogisch reflektiert. Auf der inhaltlichen Seite bestand die Hauptschwierigkeit darin, daß nicht auf Vorarbeiten zu den lokalen Themen zurückgegriffen werden konnte, was ein ergebnisorientiertes Arbeiten erleichtert hätte. Dieses Defizit regionaler Umweltforschung zeigte sich noch stärker bei den ersten Versuchen (ab 1982), lokale Themen als schulische Unterrichtsprojekte zu entwickeln und durchzuführen wie auch im Rahmen einer ersten, damals durchgeführten Lehrerfortbildungsveranstaltung zur lokalen Umweltbildung. Vor diesem Hintergrund entstand erstmals die Idee, eine lokale umweltpädagogische Stelle einzurichten, um regionale Themen inhaltlich aufzuarbeiten und die Ergebnisse verschiedenen Bildungseinrichtungen – vor allem den Osnabrücker Schulen – als didaktische Materialien zur Verfügung zu stellen. Dieses Motiv sollte die spätere Arbeit von NUSO sehr bestimmen. Mangels finanzieller und institutioneller Möglichkeiten und wegen anderer Forschungsprojekte (Universitätsgeschichte) in meinem Fachgebiet Hochschuldidaktik konnte ich mit der Realisierung dieser Grundidee erst fünf Jahre später beginnen. Wenig förderlich und ermutigend war für mich dabei der Umstand, daß die pädagogische Beschäftigung mit Umweltfragen in diesen ersten Jahren bei etlichen Kollegen im Fachbereich noch auf zum Teil erhebliche Vorbehalte stieß oder nicht ernst genommen wurde. Dies sollte sich erst viel später grundlegend in positiver Richtung ändern.
1988 war es endlich soweit: Das universitäre Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit dem zunächst langen Titel »Natur und Umwelt in der Stadt Osnabrück (NUSO) – Entwicklung von Materialien für eine ökologisch orientierte Bildungsarbeit und ‑beratung« nahm mit den beiden wissenschaftlichen Mitarbeitern Günter Terhalle und Joachim Lahrmann die Arbeit auf. Irmtraud Hindersmann erledigte neben dem ganzen Bürobetrieb unsere Schreibarbeiten sowie den Aufbau unserer Archiv-Datenbank. Daneben gab es Mitarbeiterinnen mit Werkverträgen u. ä. (z.B. Frauke Kruckemeyer). Realisiert werden konnte dieses universitäre Projekt durch die finanzielle Unterstützung des Arbeitsamtes und des Landes Niedersachsen sowie durch weitere regionale Unterstützung und Spenden. Im Rahmen der Hauptzielsetzung der zunächst zweijährigen Arbeit ging es in einem ersten Schritt um eine grundlegende Beschäftigung mit stadtökologischen und ‑historischen Fragen auf einer allgemeinen Ebene, um Kriterien für spezielle Osnabrücker Recherchen zu gewinnen. Die fachlich gemischte Zusammensetzung (Pädagogik, Sozialwissenschaften, Geographie) und die gute Zusammenarbeit erwiesen sich als sehr produktiv. Um zu öffentlich präsentierbaren Ergebnissen in diesen zwei Jahren zu kommen, mußten wir unsere Arbeit in den letzten Monaten auf uns besonders interessant erscheinende Themen konzentrieren, die dann den Kern des Buches zur Naturgeschichte der Stadt Osnabrück und einer gleichnamigen Ausstellung bilden sollten. Dazu gehörte vor allem die schrittweise Zerstörung der Wallanlagen, die gegen den zeitweiligen und heftigen Widerstand von Teilen der Bevölkerung im Interesse der Ausweitung des Individualverkehrs durchgeführt wurde. Dieses Thema stellte sich für Osnabrück als das ergiebigste heraus, zu dem es vor allem in der Presse viel zu lesen gab. Weiter gehörten zu den spezifischen Osnabrücker Themen die Skandalgeschichte der Verschmutzung der Hase, die wir fast 10 Jahre später nochmals bearbeiteten, die Entwicklung des grünen Stadtteils Westerberg u. a. Im Sinne der grundsätzlich kooperativen Intention unserer Arbeit luden wir sowohl für unser Buch als auch zur Ausstellung einige Kooperationspartner ein. Mit einiger Mühe fanden wir zu einem sehr späten Zeitpunkt noch die unbedingt erforderliche finanzielle Unterstützung, die uns von verschiedenen Seiten gewährt wurde. Wegen der arbeitsaufwendigen Vorbereitung dieser beiden öffentlichen Präsentationen, die wir - zusammen mit einem umweltpädagogischen Begleitprogramm - im Hinblick auf weitergehende Perspektiven unbedingt zu einem Erfolg führen wollten, konnte all dies erst über ein halbes Jahr nach Abschluß der ersten beiden Projektjahre realisiert werden. Titel und Untertitel Naturgeschichte der Stadt Osnabrück. Stadtentwicklung im gesellschaftlichen Konfliktfeld unseres Vorschlages für das Buch wurden übrigens vom Freiburger Verlag aus marktstrategischen Gründen getauscht, obwohl sich der Band ja primär an das Osnabrücker Publikum richtete und auch dort vornehmlich verkauft wurde.
Aus dieser ersten Projektperiode stammen die beiden Aufsätze in diesem Band. Günter Terhalle und Joachim Lahrmann äußerten sich zu dem ergiebigen Thema der Stadtwälle; Frauke Kruckemeyer stellte ihre erfolgreichen umweltpädagogischen Projekte mit einer ästhetisch-künstlerischen Ausrichtung dar. Beide Aufsätze wurden damals in der bundesweiten Zeitschrift Umweltlernen abgedruckt.
Die genannten großen Anstrengungen bis 1991 hatten sich gelohnt: Ein erster Erfolg stellte sich insofern ein, als unsere Ausstellung mit Unterstützung der Stadt (Kulturdezernat) in technisch-gestalterisch verbesserter Form neu aufgebaut wurde und dann für über 18 Monate im Museum am Schölerberg zu sehen war. Damit war jedoch noch nicht die Fortsetzung der NUSO-Arbeit gesichert. Irmtraud Hindersmann hatte bereits vorher und erfreulicherweise eine feste Stelle in der Universitätsverwaltung erhalten; für NUSO war dies jedoch ein großer Verlust, für den wir auch bei späteren Gelegenheiten keinen gleichwertigen Ersatz finden konnten. Neben umweltpädagogischen Zielen hatten wir uns – nicht zuletzt wegen des öffentlichen Erfolges - inzwischen auch zum Ziel gesetzt, die begonnenen umwelthistorischen Recherchen systematisch fortzusetzen und alle vorhandenen Quellen, insbesondere die Zeitungsarchive im Niedersächsischen Staatsarchiv für alle denkbaren Umweltthemen auszuwerten, in einem eigenen Archiv Kopien der Originale zu sammeln und in unserer Datenbank weiter zu erfassen. Wieder konnten wir das Arbeitsamt für unser Vorhaben gewinnen. Da über die Universität aber keine ABM-Stellen mehr möglich waren, sprang der Verein für Ökologie und Umwelt e. V. ein und wurde für die folgenden Jahre Träger und Arbeitgeber der Angestellten und Kooperationspartner für die Universität im Bereich Umweltbildung. Die Kofinanzierung leistete nun das Umweltamt der Stadt Osnabrück. Die inhaltliche Arbeit konnte unverändert fortgesetzt werden. Etwas später wurde das Projekt in Natur und Umweltbildung in der Stadt Osnabrück (NUSO) umbenannt, um die umweltpädagogische Zielsetzung klarer herauszustellen.
Der Verein wurde 1986 unter dem Namen Verein für Ökologie und Umwelt Osnabrück e. V. gegründet. Die besonderen Motive der Gründungsmitglieder sind durch die katastrophalen Ereignisse in Tschernobyl sowie durch die sich anschließende unzureichende Informationspolitik in Deutschland über die daraus hervorgerufenen radioaktiven Belastungen entstanden. Der Verein wollte deshalb eine unabhängige Einrichtung (Osnabrücker Institut für Ökologie und Umwelt) schaffen, die sich dieser Situation und Entwicklung entgegensetzen sollte und die sich jedoch auch mit anderen Umweltbelastungen beschäftigen wollte. Für ein solches Institut versuchte der Verein attraktive, denkmalgeschützte Räumlichkeiten zu finden und zu nutzen, in denen außerdem alternative ökologische und umwelttechnologische Ansätze realisiert werden sollten. Im Sinne einer solchen Verknüpfung zwischen Ökologie und Denkmalschutz beschäftigte sich der gemeinnützige Verein lange mit verschiedenen Gebäuden, z. B. mit einem Seitenflügel der Schelenburg bei Bissendorf, in dem ein solches Institut eingerichtet werden sollte. Auch Bildungsangebote zu ökologischen Themen sollten in diesem Wasserschloß realisiert werden. Alle diese Projekte konnten aus jeweils unterschiedlichen Gründen leider nicht erfolgreich abgeschlossen werden.
Zuletzt engagierte sich ein großer Teil der Vereinsmitglieder über mehrere Jahre für die Nackte Mühle im Stadtteil Haste, weshalb hier einige kurze Anmerkungen gemacht werden sollen: Zu einem neuen Konzept dieser ehemaligen Mühle als ökologischer und technischer Lernstandort mit dem modernen Einsatz der Wasserkraft und der umweltpädagogischen Nutzung des attraktiven Umfeldes der Nette und des Mühlenteichs hat der Verein konzeptionell und praktisch in Kooperation mit dem Verein für Jugendhilfe e. V. beigetragen, der die Mühle gepachtet hatte. In diesem Zusammenhang hatten wir 1991 ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die geplante moderne Nutzung der Wasserkraft zur Erzeugung von elektrischer Energie und die umweltpädagogische Nutzung der Nette und des Mühlenteichs im Hinblick auf ökologische Verträglichkeit der geplanten Aktivitäten und der dazu erforderlichen Maßnahmen zu überprüfen.[4] Das Gutachten kam zu einem positiven Ergebnis, so daß einige Aktivitäten zusammen mit dem Verein für Jugendhilfe e. V. umgesetzt werden konnten, z. B. der Einbau einer modernen Turbine. Das Projekt wurde jedoch aus verschiedenen Gründen ab 1994 vom Verein für Jugendhilfe e. V. allein weitergeführt, der inzwischen einige der ursprünglich gemeinsamen Ziele realisieren konnte. Damit wurde das umweltpädagogische Angebot in Osnabrück erweitert und in den Kooperationszusammenhang des Umweltbildungszentrums eingebracht, auf das weiter unten noch eingegangen wird.
Parallel zu diesem Arbeitsbereich begann der Verein ab 1990 immer stärker die Arbeit des Projektes NUSO zu unterstützen, später wurde ich zum Vorsitzenden gewählt. In der Satzung wurde nun konsequenterweise der Bildungsbereich stärker betont und später der Vereinsname in diesem Sinne ergänzt: Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e. V. Ab 1991 bemühte sich der Verein mit Erfolg, als Träger die Fortsetzung der Arbeit von NUSO zu ermöglichen, die über die Universität alleine wegen plötzlich ausbleibender Landesmittel nicht mehr möglich war. Voraussetzung war der Abschluß eines Kooperationsvertrages (Anfang 1992) zwischen dem Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e.V. und der Universität, so daß der Verein die Funktion einer universitätsnahen Einrichtung erhielt.[5] Inhaltlich sah der Vertrag als Zielsetzung folgendes vor:
»Die Vertragspartner kooperieren mit dem Ziel, ökologisch orientierte Bildung, Erziehung und Öffentlichkeitsarbeit in der Region Osnabrück zu fördern. Die Kooperation umfaßt
Inhalte dieser Kooperationsarbeit werden auch in die Ausbildung in verschiedenen Studiengängen der Universität einfließen, insbesondere in alle Studiengänge der Pädagogik; sie verstärken damit den Berufs- und Praxisbezug in den beteiligten Wissenschaften und der Ausbildung. Die entstehenden Materialien und Dokumentationen stehen interessierten Mitgliedern der Universität zur Nutzung zur Verfügung.«
Den bisher größten Erfolg konnte der Verein 1994 verbuchen, als es gelang, erhebliche Fördermittel von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zu erhalten. Dadurch konnte die innovative Arbeit des Forschungs- und Entwicklungsprojektes NUSO in Kooperation mit der Universität fortgesetzt und konsolidiert werden. In dieser nun folgenden Phase sind auch die beiden Artikel von Ute Vergin und Günter Terhalle in diesem Buch entstanden. Die Historikerin Ute Vergin war im Rahmen eines Gutachtens, das der Verein für die Stadt Osnabrück erstellte, zu NUSO gekommen. Der Aufsatz zum Themenbereich Leben und Wohnen in der Stadt Osnabrück, der sich historisch mit dem Problem der Abfälle und Abwässer in Osnabrück beschäftigt, ist einer von etlichen Beiträgen, die Ute Vergin und andere Mitarbeiterinnen (z. B. Vera Lange) und Mitarbeiter (Günter Terhalle) ab 1995 verfaßt hatten und die in didaktischen Materialien Eingang fanden, die wir im Kontext einer Reihe von Lehrerfortbildungsveranstaltungen zusammenstellten (Dokumente und Materialien zur Osnabrücker Stadtökologie). Ute Vergin hatte sich mehrere Jahre um das umwelthistorische Archiv gekümmert, es neu strukturiert, überarbeitet, vervollständigt u. ä. Zur Hase und zum Problemfeld der Wasserver- und -entsorgung verfaßte sie 1997 und 1998 kleine umwelthistorische Bücher, die im neu gegründeten Selbstverlag des Vereins erschienen.
Der hier abgedruckte Aufsatz von Günter Terhalle zur Verkehrsentwicklung in Osnabrück knüpft an frühere Arbeiten von NUSO an und ist im Rahmen der Kooperation mit der Dritte Welt-Bilanz entstanden und veröffentlicht worden. Hier gab es erste Verbindungen zu denjenigen entwicklungspolitisch orientierten Arbeitsansätzen in der Stadt Osnabrück, die zur Lokalen Agenda 21 in Osnabrück führen sollten. Die Lokale Agenda 21 wurde bald ein wichtiger Orientierungspunkt für die Arbeit von NUSO und Verein. Darauf wird in meinem konzeptionellen Aufsatz am Ende des Buches ausführlicher eingegangen.
Etwa 10 Jahre nach dem Start von NUSO konnte der Verein mit Hilfe des Arbeitsamtes die in Polen ausgebildete Diplom-Biologin und Lehrerin Dorota Kuczia einstellen, die in ihrer Arbeit Schwerpunkte im umwelthistorischen Archiv, bei Ausstellungen und Publikationen und im Themenbereich Hase setzte. Aus dem von Dorota Kuczia mehrfach für verschiedene Adressatengruppen durchgeführten Stadtökologischen Rundgang zum Thema Hase ist der hier abgedruckte Beitrag entstanden. Zusammen mit Sigrid Bartelheim hat Dorota Kuczia 1999 eine eigene lernortbezogene didaktische Broschüre (Die Hase neu entdecken) erstellt, die mit einer vollständig neuen und attraktiven Gestaltung im Eigenverlag des Vereins erschienen ist.
''Pädagogische Umweltberatung in Schulen
Im Hinblick auf die Osnabrücker Schulen verstand sich NUSO als eine Art umweltpädagogisches Dienstleistungsprojekt, das u. a. durch Aufarbeitung lokaler Themen, durch Lehrerfortbildung, durch Einzelberatung von Lehrerinnen und Lehrern u. ä. Voraussetzungen für entsprechende Unterrichtsprojekte schuf. Auf eine intensive direkte Mitarbeit an solchen Projekten in den Schulen mußte deshalb verzichtet werden, obwohl wir bald die Erfahrung machten, daß dies auch ein sinnvoller und wichtiger Arbeitsansatz zur Förderung schulischer Umweltbildung wäre. Beides gleichzeitig zu betreiben, war jedoch nicht möglich. Vor allem deshalb entstand 1994 / 1995 – also während der Förderung von NUSO durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt – die Idee, parallel zu NUSO ein zweites Projekt zu entwickeln, das sich unmittelbar mit Umweltbildung in Schulen beschäftigen sollte und das sich inhaltlich primär den Umweltfragen des schulischen Alltags widmen sollte. Eine erste Gelegenheit der Realisierung ergab sich dadurch, daß die Stadtverwaltung eine pädagogische Abfallberatung in Schulen einrichten wollte. Wir bewarben uns mit einem breiter angelegten Konzept, das maßgeblich von der Biologin und Umweltberaterin Stephanie Sitterz erarbeitet wurde und das über die Abfallberatung hinausging. Obwohl es noch andere Bewerber gab, die andere Konzepte vorstellten, kam dieses Projekt, das über die städtischen Abfallgebühren finanziert werden sollte, leider überhaupt nicht zustande. Die genauen Gründe blieben uns unbekannt. Daraufhin beschloß der Verein, unabhängig davon, ein eigenes Konzept gemäß unserer ursprünglichen Idee auszuformulieren, das den ganzen Umweltbereich in der Schule abdeckte (Energie, Abfall, Wasser, ökologische Schulgebäude und ‑geländegestaltung u. a.) und dies der Stadt bzw. der Schulverwaltung als Projekt vorzuschlagen. Die Idee stieß in diesem Teil der Stadtverwaltung auf große Resonanz, so daß schon bald eine ABM-Stelle mit finanzieller Unterstützung des Schulverwaltungsamtes eingerichtet und die Arbeit in ausgewählten Schulen aufgenommen werden konnte. Das Besondere war dabei, daß die Arbeit sich partizipatorisch an alle schulischen Akteure richtete, von den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften bis zu den Hausmeistern und in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Abteilungen der Stadtverwaltung durchgeführt wurde. Ein schwerer Rückschlag der sich sehr erfolgreich entwickelnden Arbeit drohte, als Stephanie Sitterz inmitten des zweiten Jahres eine feste Stelle in Bielefeld erhielt. Zum Glück fand sich die Biologin Ursula Wilm-Chemnitz, die bereit war, die Arbeit in der zunächst kurzen ›Rest-ABM-Zeit‹ fortzusetzen. Sehr gute, über das Studium weit hinausgehende qualifikatorische Voraussetzungen für diese Arbeit und ein großes Engagement ermöglichten einen reibungslosen Übergang. In der Folgezeit entwickelte die neue Stelleninhaberin ein eigenes Profil. Nach längeren Verhandlungen mit Stadt und Arbeitsamt gelang es ab Sommer 1998, die Arbeit für weitere drei Jahre zu sichern. Zu den Einzelheiten der Arbeit und möglichen Perspektiven – insbesondere im Hinblick auf Lokale Agenda 21 und Ansprüche einer nachhaltigen Entwicklung – hat Ursula Wilm-Chemnitz einen eigenen Beitrag in diesem Buch verfaßt.
Das Thema Osnabrücker Schullandheim wurde von Seiten der Politik an uns herangetragen. Vor allem aus finanziellen Gründen, vielleicht wegen eines nachlassenden Interesses von Seiten der Osnabrücker Schulen, gab es in der Stadtverwaltung und in Teilen der Politik Tendenzen, die letzte schulische Einrichtung dieser Art, die in städtischer Trägerschaft war, zu schließen. Dagegen gab es interessierte Politikerinnen und Politiker, insbesondere Frau Anne Cordes, die diese in landschaftlich reizvoller Umgebung in der Nähe von Mentrup-Hagen gelegene Einrichtung konzeptionell im Sinne einer ökologischen Orientierung modernisieren und attraktiver für Besucher aus den Schulen gestalten wollte, um das Schullandheim dadurch längerfristig zu erhalten.
Angeregt durch diese kommunalpolitische Diskussion war dies für unseren Verein ein Anlaß, zugunsten des Schullandheims öffentlich Stellung zu beziehen, zumal es das Potential für eine gute komplementäre Ergänzung zur primär städtischen Orientierung unserer Arbeit bot. Als ersten, kurzfristig realisierten Schritt führte ich im Sommersemester 1995 eine pädagogische Lehrveranstaltung zum Thema Schullandheime als pädagogische und ökologische Lernstandorte durch. Die Studierenden stellten bei ihren Erkundungen fest, daß dieses Schullandheim in der Tat zahlreiche, hervorragende Möglichkeiten für eine ökologische und erlebnisorientierte pädagogische Arbeit mit Schulklassen in der umgebenden Natur bietet. Die Arbeit der Studierenden führte zu einer langen Liste von Erkundungsideen für die Umgebung des Schullandheims, die im Rahmen einer Staatsexamensarbeit von Katja Hoppe vertieft wurden. Außerdem wurde in der Lehrveranstaltung herausgearbeitet, daß ein Schullandheim erheblich bessere Möglichkeiten der Anwendung und damit des Kennenlernens und Erprobens von pädagogischen Arbeitsformen und Methoden bietet, die im Schulbetrieb mit seinem primär fachlich ausgerichteten Unterricht und seiner 45-Minuten-Zeitstruktur eine untergeordnete Rolle spielen und die Bestandteile von projektorientiertem und ganzheitlichem Lernen sein können: Erkundungen, Beobachtungen, Entdeckungen, Wahrnehmungen, Untersuchungen, Messungen, intensive Erlebnisse, praktische Tätigkeiten, Bewegung, Sport, Wandern, arbeitsteilige Verfahren, freie Diskussionen, Besinnungen, Entspannungs-, Meditations-, Stilleübungen, Spiele...
Auf der Basis der Ergebnisse der Lehrveranstaltung entstand von Seiten unseres Vereins, der sich die Förderung regionaler und städtischer Umweltbildung zum Ziel gesetzt hat, eine weiterführende Initiative, die nach einigen Monaten mit Unterstützung und Finanzierung durch die Stadt Osnabrück zur Einrichtung einer – zunächst leider nur einjährigen - Arbeitsstelle zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer bei ihren Schullandheimaufenthalten führte. Wir fanden dafür Kilian Schneider, einen ausgebildeten Diplompädagogen, der sich schon vorher mit Naturerlebnispädagogik beschäftigt hatte. Er erkundete selbst die Umgebung des Schullandheims und stellte darauf bezogen im Laufe des Jahres konkrete pädagogische Handlungsmöglichkeiten zusammen. Dabei nahm Kilian Schneider Schwerpunktsetzungen naturkundlicher, erlebnisorientierter und spielerischer Art vor und bezog sich auf die unteren Schulklassen als die Hauptgruppe derjenigen, die das Schullandheim nutzen. Von Anfang an bot Kilian Schneider seine naturerlebnispädagogischen Dienste an und stieß auf zunehmend mehr Resonanz bei den Lehrkräften. Auf diese Weise betreute er tageweise zahlreiche Schulklassen und konnte viele seiner Ideen mit Schulklassen erproben. Zu seinen Aktivitäten gehörte auch der Bau einer Weiden- und Lehmhütte sowie die Anpflanzung einer Hecke. Beide Aktionen wurden gemeinsam mit Schulklassen durchgeführt und fanden auch Beachtung in der Presse. Da es leider nicht möglich war, die Arbeit in bezahlter Form fortzusetzen, beschloß der Verein, die Arbeitsergebnisse des einen Jahres und die gesammelten, zum Teil schon erprobten Praxisvorschläge in einem Buch Das Schullandheim Mentrup-Hagen. Ein Ort erlebnisorientierten Lernens festzuhalten, das dann nach Ende des Jahres als erster Band des vom Verein gegründeten Selbstverlages erschien. Entsprechend der primär naturkundlichen Orientierung des Bandes wurde eine jahreszeitliche Gliederung zugrundegelegt. Die Hauptfunktion dieser mit zahlreichen Abbildungen und Kopiervorlagen versehenen Schrift war es, den jeweiligen nach Mentrup-Hagen kommenden Schulklassen ausgewählte Anregungen für ihren Aufenthalt zu geben. Die Darstellung war so gehalten, daß sie gleichzeitig Grundlagen für Lehrkräfte bot, die nicht naturkundlich ausgebildet sind. Auch diese Lehrerinnen und Lehrer sollten ermuntert werden, sich auch mit solchen naturbezogenen Themen zu beschäftigen.
Die großen Bemühungen der Arbeitsgruppe Schullandheim des Vereins reichten in der Folgezeit nicht aus, die finanziellen Voraussetzung zu schaffen, um die Fortsetzung unserer Arbeit längerfristig zu sichern. Trotz des vorhandenen Interesses und des Entgegenkommens von Seiten der Schulverwaltung gelang es nicht, eine solide Basis dafür zu finden, das Schullandheim in eine Einrichtung umzuwandeln, die sich mit einer ökologischen und erlebnisbetonten Ausrichtung an weitere Adressaten richtet. Dahinter stand die Idee, durch eine erweiterte Nutzung an Wochenenden und in den Ferien – in eventuell neuer Trägerschaft – eine Einrichtung aufzubauen, die sich längerfristig auch finanziell selbst tragen sollte. Im Sommer 1999 wurde von Seiten der Gesamtschule Schinkel ein neuer Versuch in ähnlicher Richtung und auf breiterer Basis gestartet, dessen Erfolgschancen derzeit jedoch noch nicht abschätzbar sind.
Im Sommer 1996 gründeten die Diplomsozialpädagogin Gabi Lommers und die Lehrerin Heike Hößelbarth eine Initiative für einen Waldkindergarten in Osnabrück und schlossen sich danach unserem Verein an, der an der Förderung eines solchen Projektes aufgrund seiner allgemeinen umweltpädagogischen Zielsetzung sehr interessiert war. Im Verein wurde eine eigenständige Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die in der Folgezeit mit Veranstaltungen, Aktionen und Presseberichten u. ä. die Initiative für einen Osnabrücker Waldkindergarten bei Eltern und potentiellen Unterstützern bekannt machte und für die Idee intensive Werbung betrieb. Es wurden nutzbare Waldstücke gesucht und gefunden und weitere Voraussetzungen für den Waldkindergarten geschaffen, aber auch der überregionale Erfahrungsaustausch mit anderen Initiativen wahrgenommen. Obwohl die Initiative weitgehend auf positive Resonanz stieß – auch in der zuständigen Verwaltung und Politik, drohte bereits im Sommer 1997 das Aus, weil die Stadt sich nicht in der Lage sah, die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Der Initiative wurde nahegelegt, sich nach weiteren Trägern und Finanzierungsquellen umzusehen.
Nach einer langen Durststrecke für die Initiative und die interessierten Eltern, von denen zwischendurch einige sich für andere Kindergärten entscheiden mußten, gelang es 1999 doch noch, mit der Heilpädagogische Hilfe e. V. einen großen Träger für das Waldkindergarten-Projekt zu gewinnen. Gemeinsam mit diesem Träger wurde nun ein Konzept entwickelt. Zum 1. September 1999 konnte der Waldkindergarten mit Gabi Lommers als Gruppenleiterin und einer zweiten Erzieherin seinen ›Betrieb‹ aufnehmen. Erste positive Erfahrungen konnten von den Beteiligten bereits gesammelt werden. Das allgemeine Konzept und seine theoretische Begründung kann man in dem Beitrag von Gabi Lommers, Heike Hößelbarth und Ulrich Jakobj nachlesen. Herr Jakobj ist pädagogischer Leiter der Sprachheilkindergärten der Heilpädagogischen Hilfe e. V.
Die Arbeit von NUSO war von Anfang an darauf ausgerichtet, eine Einrichtung mit Dienstleistungsfunktionen für lokale / regionale Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit aufzubauen, für die im Laufe der Jahre verschiedene Begriffe verwendet wurden: Lehrerfortbildungsveranstaltungen, Materialien, Veranstaltungsreihen, ein Arbeitskreis »Initiative lokale Umweltbildung«, lokale Vernetzungsversuche ab 1990, Gespräche mit der Schulaufsicht und dem Kultusministerium ab 1992 waren die ersten Schritte. 1993 stellte NUSO bei der Stadt einen ersten Antrag auf Einrichtung eines von NUSO getragenen Städtischen Umweltbildungszentrums / Innerstädtischen ökologischen Lernstandorts. Auch die Begründung für den Förderantrag bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Jahre 1993 diente diesem Ziel, seine Bewilligung brachte uns ab Ende 1994 diesem Ziel erheblich näher. Es folgten zahlreiche Gespräche mit Politik und Verwaltung, Präsentationen in kommunalen Gremien in Osnabrück und auf ›höheren Ebenen‹. Dabei zeigten sich auch Konkurrenzprobleme mit anderen lokalen und regionalen Einrichtungen. Der politische Durchbruch auf kommunaler Ebene konnte schließlich durch die Zusammenarbeit von NUSO als Kooperationsprojekt des Vereins mit seinen Teilprojekten und der Universität (Umweltbildung und Regionales Lernen) mit dem Museum am Schölerberg – Natur und Umwelt erzielt werden, die bereits auf eine gemeinsame Vergangenheit zurückblicken konnten. Dieser Kern von drei Partnern entwickelte nicht nur ein gemeinsames Konzept, das Grundlage eines Antrages auf Anerkennung als Regionales Umweltbildungszentrum (RUZ) beim Niedersächsischen Kultusministerium war (s. Internetseiten von NUSO), sondern entfaltete bereits eine gemeinsame Praxis und konnte schließlich weitere zukünftige und potentielle Kooperationspartner für das geplante Umweltbildungszentrum mit städtischer Ausrichtung gewinnen. In dieser Zeit war übrigens das langjährige NUSO-Mitglied Günter Terhalle für ein Jahr hauptamtlicher Geschäftsführer des im Aufbau befindlichen Umweltbildungszentrums. Anfang 1997 erfolgte dann endlich die Anerkennung der kooperativ geplanten Einrichtung (städtisches) Umweltbildungszentrum Osnabrück (UBZ) durch das Nds. Kultusministerium. Als wichtige Konsequenz wurden daraufhin drei im Umweltbereich schon seit vielen Jahren engagierte und NUSO gut bekannte Lehrerinnen sowie Lehrer an das neue UBZ abgeordnet.
Nicht ganz verschweigen kann man die unerfreuliche Tatsache, daß danach Konflikte des Museums mit den Kooperationspartnern, in deren Mittelpunkt die formale Struktur dieser Einrichtung stand sowie innere Probleme des Museums zu einer zeitweise weitgehenden Lähmung der kooperativ vorgesehenen Gesamtarbeit des UBZ führten. Erst 1999 konnte auf Basis eines Kooperationsvertrages, der das städtische Museum am Schölerberg als alleinigen Träger des UBZ vorsah und der die Kooperationspartner über einen Beirat beteiligte, die gemeinsame Arbeit in fruchtbarer Form aufgenommen werden. Sie entwickelt sich seither im Rahmen der insgesamt begrenzten Möglichkeiten durchaus hoffnungsvoll. Damit war das lange Jahre angestrebte institutionelle Hauptziel von NUSO erreicht, auch wenn zur Erfüllung seiner geplanten und auch vom Kultusministerium erwarteten sowie von vielen engagierten Pädagoginnen und Pädagogen erhofften Aufgaben noch große Anstrengungen unternommen werden müssen. Zur Unterstützung müßte die Stadt als alleiniger Träger des Umweltbildungszentrums noch bessere Bedingungen für die Entfaltung der Arbeit dieser Einrichtung und der zunehmenden Zahl ihrer Kooperationspartner schaffen. Zur Zeit sind dies: Universität Osnabrück, Fachhochschule Osnabrück, Freundeskreis Botanischer Garten der Universität Osnabrück e. V., Osnabrücker Zoo, Naturwissenschaftlicher Verein Osnabrück e. V., Verein für Jugendhilfe e. V., Osnabrücker Verein zur Förderung des Regionalen Lernens e. V., Museum für Industriekultur gGmbH. Assoziiert sind zur Zeit die Osnabrücker Stadtwerke, die Staatliche Forstbehörde Palsterkamp sowie die beiden Abteilungen der Stadtverwaltung Osnabrück: Koordinierungsstelle Umwelt und Büro für Kommunale Entwicklungszusammenarbeit (KEZ).
Die möglichen Zukunftsperspektiven von NUSO und anderen Projekten des Vereins und der Universität im Bereich der jeweils angestrebten Umweltbildung werden in einem grundsätzlichen Abschlußbeitrag thematisiert. Anknüpfend an die Erfahrungen der letzten Jahre und den Versuchen, sich an einer nachhaltigen (Stadt)Entwicklung zu orientieren und sich in der Lokalen Agenda 21 in Osnabrück zu engagieren und zu verorten, wird diese Perspektive theoretisch begründet, reflektiert und in ihren Realisierungsbedingungen umrissen. Im Rahmen eines pluralistischen Verständnisses bietet diese Perspektive auch einen Rahmen für die Aktivitäten von anderen Osnabrücker Akteuren der Umweltbildung und damit verbindbarer Ansätze, z. B. der Eine-Welt-Bildung oder der Interkulturellen Bildung, auf die in diesem Beitrag nicht konkret eingegangen werden kann.
In dieser Einleitung nur kurz erwähnen möchte ich den 1997 gegründeten Eigenverlag des Vereins, der vor allem den lokalen Publikationen vorbehalten ist und in dem inzwischen schon einige kleine Bücher und Broschüren erschienen sind, die in den Beiträgen erwähnt werden oder in der Liste am Schluß des Bandes zu finden sind. Auch schon vorher hatten wir einige Broschüren (didaktische Materialien) verfaßt. Außerdem gibt es zahlreiche Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften anderer Verlage.
Hier nur kurz erwähnen möchte ich, daß nicht nur die Vorgeschichte und Motivation meinerseits, ein Projekt wie NUSO zu initiieren, mit meiner umweltpädagogischen Lehr- und Forschungstätigkeit verbunden ist, sondern daß es während der letzten zehn Jahre regelmäßige und zahlreiche Verknüpfungen der Arbeit in den Projekten und in der pädagogischen Ausbildung gab, sei es im Bereich der Lehrämter oder anderer pädagogischer Studiengänge. Diese Verknüpfungen waren in der Regel für beide Seiten von großem Vorteil. Ihre Darstellung würde den Rahmen in diesem einführenden Beitrag sprengen. Dank
Zum Abschluß dieser Einleitung möchte ich mich zunächst bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die seit 1988 in irgendeiner Form bei NUSO und den anderen genannten Projekten des Vereins und der Universität mitgearbeitet oder mit uns zusammengearbeitet haben, vor allem die zahlreichen Lehrerinnen und Lehrer sowie Studentinnen und Studenten. Alle haben in unterschiedlichen Formen und in unterschiedlichem Umfang zum Gesamterfolg beigetragen. Dazu gehört auch Peter Tenhaken, der unter anderem seit vielen Jahren die Finanzen des Vereins verwaltet und die häufig schwierige finanzielle Situation in bewundernswerter Form meistert. Nicht zuletzt haben die jahrelangen praktischen Projekte und Aktivitäten eine wesentliche Basis für meine wissenschaftliche Arbeit geliefert, was sich auch in vielen meiner Publikationen der letzten 10 Jahre und in meiner kürzlich abgeschlossenen Habilitationsschrift mit dem Titel »Urbane Umweltbildung im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung. Theoretische Grundlagen und schulische Perspektiven« explizit niedergeschlagen hat.
Außerdem möchte ich mich im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei all denjenigen Personen bedanken, die unsere Arbeit in irgendeiner Weise unterstützt haben. Das Gleiche gilt gegenüber allen denjenigen Institutionen und Organisationen, die unsere Arbeit materiell gefördert und finanziert haben. Dazu gehören vor allem das Arbeitsamt Osnabrück, einige städtische Ämter und Dezernate, der Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V., die Universitätsgesellschaft und die Universität Osnabrück und speziell der Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften – der diesen Band bezuschußt – sowie einige Spender und Sponsoren und schließlich auf überregionaler Ebene die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
[1] Vgl. Becker, Gerhard: Die Stadt - Auf den Spuren von Mensch und Natur (Vorwort). Museum am Schölerberg - Natur und Umwelt Osnabrück (Hg.): Die Stadt - Auf den Spuren von Mensch und Natur. Schriftenreihe zu Natur und Umwelt. Band 1. Osnabrück 1988 (Ausstellungskatalog).
[2] Der Fachbereich ernannte mich zum Beauftragten für Umweltbildung und Regionales Lernen. Parallel dazu wurde mein Kollege Christian Salzmann, Professor für Schulpädagogik und Initiator und wissenschaftlicher Betreuer des Lernstandortes Noller Schlucht zum Beauftragten für Regionales Lernen und Umweltbildung. Beide Funktionen ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Ansätzen und Handlungsfeldern komplementär.
[3] Dieser Begriff ist erst 1986 entstanden. Er wird – wie Umweltpädagogik - in der Einleitung und in meinem Schlußbeitrag als ein konzeptunabhängiger Begriff verwendet, der nur die pädagogische Beschäftigung mit Umweltthemen bezeichnet. Er ist also ein Oberbegriff gegenüber speziellen Konzepten wie Ökologisches Lernen, Umweltlernen, Umwelterziehung, Ökopädagogik u. a. und hat sich als solcher in der allgemeinen wissenschaftlichen und bildungspolitischen Diskussion in den letzten Jahren weitgehend durchgesetzt.
[4] Zucchi, Herbert: Ökologisches Gutachten über das Gelände der »Nackten Mühle« in Osnabrück-Haste, Osnabrück 1992.
[5] S. die Veranstaltungsverzeichnisse der Universität und die Internetseiten des Vereins (http://www2.uni-osnabrueck.de/forschung/naheeinrichtungen/oekologieumwelt.html) und der gemeinsamen Projekte.